Bundesbank liefert Argumente für Euroanleihen (18.01.2011)
Beträchtliche Zinskostenersparnisse bei Refinanzierung

Wie in den Vorjahren konnte der Bund 2010
bei der Refinanzierung fälliger Titel beträchtliche
Kostenersparnisse erzielen. Während
auslaufende Bundesanleihen mit einem Kupon
von durchschnittlich 5,3% ausgestattet
waren, erreichte die durchschnittliche gewichtete
Emissionsrendite der nicht inflationsindexierten
Begebungen (einschl. 30-
jähriger Papiere) mit 2,8% einen neuen Tiefstand.
Die Verzinsung fälliger Bundesobligationen
lag im Durchschnitt bei 2,9% und
damit noch etwa 100 Basispunkte höher als
die mittlere Emissionsrendite der Obligationen.
Die größten Ersparnisse ergaben sich
jedoch bei den zweijährigen Bundesschatzanweisungen.
Während auslaufende Titel im
Schnitt mit 3,5% verzinst wurden, betrug die
durchschnittliche Emissionsrendite lediglich
0,8%. Bei den Bubills sanken die Renditen
der neuen Titel im Vergleich zu den fälligen
Papieren dagegen kaum. Insgesamt dürften
die Zinskosten aufgrund der deutlich verbesserten
Refinanzierungskonditionen in einer
Größenordnung von 3 Mrd € pro Jahr gesunken
sein. In diesem Jahr würden sich bei
unveränderten Marktzinsen Refinanzierungsersparnisse
vor allem noch bei fälligen Anleihen,
aber auch bei den Bundesobligationen
ergeben.” (Hervorhebung v. Florian Mahler, Seite 10)

 

Während das auch aus Sicht der Bundesregierung mit am meisten von der wirtschaftlichen Erholung profitierende Euroland Deutschland also zu niedrigsten Zinsen neues Geld leihen kann, darben die am schlechtesten gestellten Euroländer unter hohen Zinsen, die sie zur Refinanzierung ihrer Staatsschulden aufbringen müssen. Unter diesen unterschiedlichen Refinanzierungsbedingungen muss sich die Kluft zwischen den Ländern der Eurozone weiter vergrößern, eine Entwicklung, die noch durch die den Krisenländern verordneten rigiden Sparauflagen und den damit verbundenen Wachstumseinbußen beschleunigt werden wird.

Eine alternative Stabilitätspolitik für die Eurozone müsste hier ansetzen (vgl. dazu auch hier):

Erstens: ´Die Märkte´ - Banken, Hedgefonds, Rating-Agenturen - müssen stärker reguliert werden, um der Spekulation Einhalt zu gebieten. Um den Einsatz der richtigen Instrumente und eine schnelle Umsetzung von Regulierungsmaßnahmen zu garantieren, könnten die Regierungschefs der Euro-Länder eine Task-Force aus Regierungsvertretern und von der Privatwirtschaft unabhängigen Wirtschaftswissenschaftlern einsetzen, die zu einem festen Termin eine Beschlussfassung erlaubt. Hierzu und zur Erleichterung der Finanzierung besonders angeschlagener Staaten dienen auch die viel diskutierten Eurobonds.
Zweitens: Die Lohnstückkosten- und die zum Teil gravierenden Leistungsbilanzunterschiede, kurzum die Wettbewerbsfähigkeit der Länder in der Eurozone, muss sich wieder annähern. Das geht nur, wenn die Löhne im Verhältnis zur Produktivität in Leistungsbilanzüberschussländern wie Deutschland stärker und in Leistungsbilanzdefizitländern schwächer steigen. Der Lohnentwicklung in Deutschland kommt dabei aufgrund der Versäumnisse der vergangenen Jahre auch im internationalen Vergleich eine zentrale Rolle zu.”


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