Gabriel und SPD bleiben widersprüchlich in ihrer Haltung zu Sarrazin und “Oslo” (31.07.2011)

::Buchtipp::


Vor wenigen Tagen wurde an dieser Stelle unter anderem der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel beim Wort genommen, um zu belegen, dass Stichwortgeber für ausländerfeindliche Stimmungen und Ausgrenzung hierzulande nicht nur Sarrazin und Broder heißen, sondern dass entsprechende Stimmen auch aus ”der politischen Mitte” heraus von Spitzenpolitikern in der Regierung und der Opposition zu hören waren und sind.

Mit einiger Skepsis habe ich folgenden Satz von Gabriel vernommen, der Ende vergangener Woche von den Medien auf allen Kanälen ausgestrahlt wurde:

“In einer Gesellschaft, in der Anti-Islamismus und Abgrenzung von anderen wieder hoffähig wird, in der das Bürgertum Herrn Sarrazin applaudiert, da gibt es natürlich auch an den Rändern der Gesellschaft Verrückte, die sich letztlich legitimiert fühlen, härtere Maßnahmen anzuwenden.”

So Gabriel laut Tagesspiegel am vergangenen Dienstagabend in einem Gespräch mit dpa-Korrespondentin Miriam Bandar am Rande eines Camps von sozialdemokratischen Jugendorganisationen am Attersee.

::Buchtipp::


In ihrer Sonntagsausgabe berichtet dieselbe Zeitung nun aber darüber, “wie der SPD-Chef sich selbst ungesagt machen will.” Die SPD versuchte zurückzurudern, heißt es dort. “Es gebe den Zusammenhang zwischen den Attentaten von Oslo und der Diskussion über Äußerungen des früheren Berliner Finanzsenators ´natürlich nicht´, ließ Gabriel verlauten. ´Keine der zuletzt bei uns oder anderswo geführten Debatten kann ein Vorwand sein für Gewalttaten, wie wir sie in Norwegen erleben mussten”, wird Gabriel im Tagesspiegel zitiert.

Und das Willy Brandt Haus legte laut Tagesspiegel noch nach: “Das in der ´Bild´-Zeitung zitierte Interview mit der Deutschen-Presse-Agentur (dpa) hat es nicht gegeben”, wird eine “Parteiarbeiterin” wiedergegeben.

::Lesetipp::


Kurzum: Gabriel und seine SPD knicken wieder einmal ein, weil BILD und einige empörte Wähler und Genossen Sarrazin stützen, ja, jeden Angriff auf diesen politischen Heißsporn und Hetzer als persönlichen Angriff werten. Ist Gabriel mit seiner hier zitierten Aussage aber nicht auch viel näher bei Sarrazin als bei dessen Kritikern: „Wer auf Dauer alle Integrationsangebote ablehnt, der kann ebenso wenig in Deutschland bleiben wie vom Ausland bezahlte Hassprediger in Moscheen“?


Insofern erscheint es doch nur konsequent, dass der SPD-Chef seine Kritik an Sarrazin – wie schon beim Rückrudern im Parteiausschlussverfahren – zurücknimmt bzw. relativiert, nicht aber die aktuellen Ereignisse zum Anlass nimmt, seine eigenen Aussagen selbstkritisch zu hinterfragen. Überzeugender kann man sich nicht unglaubwürdig machen.


Dieser Text ist mir etwas wert


Verwandte Artikel: