Heute habe ich in der Meinungsredaktion des Tagesspiegels angerufen und nachgefragt. Ob denn meine Replik auf Harald Martensteins Kolumne gedruckt würde.Die Meinungsredaktion: “Nein, ich meine nicht.” “Warum denn nicht”, frage ich freundlich nach. “Ähem, ja, hm, Repliken seien immer schwierig, weil die Leser häufig nicht den Originaltext gelesen hätten.”
Außerdem sei die Kolumne Martensteins ja nicht auf der Meinungsseite erschienen. Richtig, denke ich, verkneife mir aber, zu entgegnen, dass der Tagesspiegel meine Replik auch gern auf der Seite 1 bringen könne; dort war nämlich Martensteins Kolumne veröffentlicht worden.
Dann höre ich noch von der Meinungsredaktion des Tagesspiegels: “Es hatte vor allem journalistisch-technische Gründe.” Aha. Ich bedanke mich freundlich für die Informationen.
Dafür schreibt der Chefredakteur des Tagesspiegels, Andreas Casdorff, just heute zu eben der von mir bei Martenstein kritisierten Logik und setzt gewissermaßen noch einen drauf:
“Im nationalen wie im internationalen Interesse liegt, dass die Bundesregierung spart. Recht hat der Minister. Nur so kann Deutschland auch in der Zukunft Lasten stemmen. Schulden haben die anderen genug, Europäer, Amerikaner. Und neben der Schuldenbremse, die in der deutschen Verfassung verankert ist, gilt auch für Staaten der Satz: Spare in der Zeit, dann hast du in der Not. Die nächste Not kommt bestimmt.”
Mein bescheidener Kommentar dazu an dieser Stelle: Schade, ich hätte mir eine Auseinandersetzung mit meinen Argumenten gewünscht. Weder Martenstein, noch die Meinungsredaktion des Tagesspiegels, noch Andreas Casdorff, dem mein Artikel als erstes vorlag, waren dazu offensichtlich in der Lage oder – was wahrscheinlicher ist – Willens.
Und in einem Punkt hat Andreas Casdorff natürlich recht: Die nächste Not kommt bestimmt. Jedenfalls dann, wenn seine Vision in Erfüllung geht. In einigen Ländern ist die Not sogar bereits voll da. In Griechenland zum Beispiel, oder in Spanien – und auch in Deutschland, jedenfalls dort, wo die Sparmaßnahmen einschlagen.Ach, was schreibe ich denn hier? Ich meine natürlich, dass ich vollstes Verständnis dafür habe, dass meine Replik aus “journalistisch-technischen Gründen” nicht im Tagesspiegel erscheinen kann. Und ich nutze die Gelegenheit, mich an dieser Stelle für die positiven und interessierten Rückmeldungen und Nachfragen der Leserinnen und Leser der , die meine Replik freundlicherweise in ihre Hinweise des Tages genommen haben, wie auch die der Leserinnen und Leser dieser Seite zu bedanken!
Hier noch ein Lied von mir zum Thema: Pressefreiheit
Erste Leserreaktionen auf diesen Beitrag (09.09.2011):
“…Das hat sicherlich im Großen und Ganzen auch etwas mit journalistischem Machtgehabe zu tun….”
Dieser Text ist mir etwas wert
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