Ich gehe die Post wegbringen und überquere die Marshallbrücke. Berlin-Friedrichstraße ist das Ziel. Queeny, meine alte Labradorhündin, trottet hinter mir her. Da spricht mich eine junge Frau an: “Sie haben so ein inniges Verhältnis zu Ihrem Hund.” Ich schaue sie erstaunt an. “Ja”, sagt sie, “ich bin im Deutschen Bundestag, und da sehe ich Sie so häufig an meinem Fenster vorbeigehen. Jetzt spreche ich Sie das erste Mal an. Und es ist einfach so auffällig und wohltuend, wie Sie beide harmonieren.”
Was bleibt mir da anderes übrig, als ihr zuzustimmen. Es stimmt ja. Und vielleicht, wahrscheinlich sogar, fällt einem ein harmonischer Umgang besonders auf, wenn man im Deutschen Bundestag arbeitet. Queeny hört aufmerksam zu und signalisiert wedelnd Zustimmung. Wir unterhalten uns noch eine Weile, dann trennen sich unsere Wege. Sie geht die Wilhelmstraße hinunter, ich biege zum Reichstagufer ein.
“Ach, da sind Sie ja wieder.” Diesmal stehen gleich zwei junge Frauen vor mir. Sie erkennen wohl, dass ich sie nicht erkenne. “Na, Sie waren es doch, der uns geneckt hat, als wir vor einigen Tagen sagten, wir süß er sei, Ihr Hund, und Sie im Vorbeigehen erstaunt zurückgaben: Ach, Sie meinen den Hund.” Ich tue natürlich so, als hätte ich das das erste und einzige Mal so gesagt. Queeny genießt indes die Streicheleinheiten der beiden Damen.
Ohne weitere Zwischenfälle erreiche ich schließlich die Post am Bahnhof Friedrichstraße und gebe meinen Brief auf. Auf dem Rückweg tritt in der Marienstraße ein kleines Mädchen aus der Haustür auf den Gehweg, gefolgt von ihrer Mutter. Ich drehe mich gerade nach Queeny um, um zu sehen, ob sie hinterher kommt; sie ist nicht mehr die schnellste. Das Mädchen fängt sogleich an, Queeny zu streicheln. “Oh, hat der Hund aber ein kuscheliges Fell”, seufzt sie. “Das hat sie heute früh extra für Dich angezogen”, sage ich zu ihr. Und das habe ich wirklich vorher noch nicht gesagt. “Queeny sagte noch: Wir begegnen bestimmt einem kleinen Mädchen, das mich streicheln möchte. Deswegen ziehe ich heute besser mein Kuschelfell an.” Die Mutter lacht, das Kind überlegt. Wir schlendern eine Weile in die gleiche Richtung, dann bleibe ich vor meiner Haustür stehen und verabschiede mich. Queeny sieht und wedelt den beiden noch eine Weile hinterher, dann folgt sie mir ins Haus. Hundealltag.
Eine Ode an meinen Hund gibt es hier zu hören: Ode an den Hund
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Mein Kopf-Hörer, mit dem ich alles, was ich aufnehme, anhöre:
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