100 Milliarden für direkte Investitionen – und die Banken wären mit gerettet

Nehmen wir einfach mal die 100 Milliarden, die als Hilfe zur Rettung spanischer Banken kursieren, für bare Münze. Die genaue Höhe ist gar nicht so wichtig, denn es geht hier um ökonomische Logik – eine in Deutschland leider vom Aussterben bedrohte Denkart.

Ohnehin gilt darüber hinaus schließlich: Gäbe es einen finanziellen Kalender, würden wir, rückblickend auf den Beginn der Finanzkrise 2008/2009, wohl längst von einem Milliardennium sprechen, in dem wir leben. Das schöne ist ja, allen Unkenrufen so genannter Experten zum Trotz: Geld scheint genügend da zu sein! Feiern können das bisher freilich nur wenige. Ganze Gesellschaften gehen mit ihren Volkswirtschaften in die Knie. Individuelles Leid wird von den uns regierenden Technokraten, Haushältern und ihr Fähnchen in den Wind haltenden Parteifunktionären routiniert ausgeblendet. In den Medien wird es allenfalls in wenigen Reportagen aufgegriffen, nicht aber in der von diesen Schicksalen abgenabelten Welt der regulären Nachrichten.

Was würde nun passieren, würden die Staaten, statt den Banken mit weiteren Milliarden direkt unter die Arme zu greifen, dieses Geld gezielt in Investitionsprojekte in den Krisenländern, aber auch hierzulande fließen lassen? Mit Sicherheit liegen genügend fertige Investitionsprojekte in den Schubladen. Man denke nur hierzulande an die Energiewende oder die Milliarden Investitionsrückstände in den Kommunen. Was letzteres mit Griechenland, Portugal, Spanien und Italien zu tun hat? Eine ganze Menge. Denn würden hier dringend notwendige Investitionen in Angriff genommen, würden Beschäftigung und Einkommen steigen – hier ausnahmsweise einmal die Einkommen der wirklich arbeitenden Bevölkerung und nicht die der Spekulanten.

Es besteht kein Zweifel, dass ein Teil dieser Einkommen sich auch als Nachfrage auf die Krisenländer richten würde. Gewinnaussichten und Geschäftstätigkeit der dort ansässigen Unternehmen würden sich ebenfalls verbessern und, weil diese damit auch wieder in die Lage versetzt würden, ihre Kredite zu bedienen und neue aufzunehmen, entsprechend auch die Situation der Banken. Ebenfalls würden in Folge die Staatshaushalte ausgeglichen, denn die Ausgaben für Arbeitslosigkeit würden sinken und die Einnahmen durch die erhöhte Geschäftstätigkeit der Unternehmen und die positive Einkommenentwicklung der privaten Haushalte steigen. Bonität und Rentabilität aller Kreditnehmer würden sich verbessern – und mit ihnen die Kreditkonditionen. Damit würde auch den Spekulanten das Wasser abgegraben, die die Zinsen für Staatspapiere in die Höhe treiben und damit jede wirtschaftliche Erholung und den öffentlichen Schuldenabbau unmöglich machen.

::Buchtipp::


Die Basis für einen tragenden Aufschwung in der Eurozone wäre gelegt. Im Schwung dieses Aufschwunges, könnten dann auch die zwei jetzt in den Mittelpunkt gerückten Probleme geprüft und behoben werden, wenn, ja wenn sie dann überhaupt noch existieren: die Haushaltsdefizite und die Staatsverschuldung. Eigentlich ganz einfach. Und wie schrieb schon Wolfgang Stützel, der wohl den einzigen deutschen ökonomischen Klassiker im vergangenen Jahrhundert verfasst hat, treffend: “Aber Einfachheit sollte wohl kein Gegenargument gegen eine Theorie sein, falls sie richtig und leistungsfähig ist.”


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