Da sieht man es wieder: Auf die wirklich wesentlichen Fragen stößt man nicht im Bundestag, sondern indem man sich um ihn herum bewegt, im Regierungsviertel. So fiel mir heute früh beim morgendlichen Lauf an der Spree die frische Farbe an der Umzäunung der Baustelle auf, hinter der das neue Gebäude des Bundesbildungsministeriums entsteht. Als ich näher kam, machte ich eine unerhörte Entdeckung.
Sie haben die Kluft natürlich sofort erkannt – nicht die hinter dem Zaun meine ich; ich meine, richtig: Geld! Die Bundesregierung – nicht nur die jetzige, auch ihre schwarz-rote Vorgängerregierung und ihre rot-grüne Vorvorgängerregierung – gibt nun schon seit vielen Jahren eine Summe im zweistelligen Milliarden-Bereich weniger für Bildung aus als der Durchschnitt aller unter dem Dach der OECD versammelten Industrieländer. Es sind denke ich immer noch, gemessen am Sozialprodukt, rund 25 Milliarden Euro. Jährlich verlassen rund 60.000 Schüler deutsche Schulen ohne Abschluss. Das auch schon seit vielen vielen Jahren. Und dann dieser Satz am Zaun der Baustelle des Bundesbildungsministeriums. Man könnte fast meinen, dieser Satz des Nobelpreisträges von 1987, Albert Szent-György, sei extra an die Bundesbildungsministerin gerichtet, deren eigene Bildungskarriere ja neuerdings und immer noch mit großen Fragezeichen versehen ist. Aber so will Prof. Dr. (?) Annette Schavan das sicher nicht verstanden wissen. Sie wollen das genau wissen? Dann schreiben Sie ihr doch:info@wirtschaftundgesellschaft.de (http://www.bmbf.de/de/555.php). Ich denk mir in diesem Fall einfach meinen Teil – neugierig bin ich natürlich dennoch: Falls Sie Antwort von ihr erhalten, schreiben Sie sie mir doch bitte!
Sollte besonders peniblen Beobachtern auffallen, dass das Foto oben doch gar nicht morgens aufgenommen wurde, sondern am frühen Abend: Richtig! Ich bin am Abend noch einmal dieselbe Strecke gelaufen, diesmal mit Kamera. Ich hatte die Wahl zwischen einer Veranstaltung der Parlamentarischen Linken in der SPD mit dem Fiskalpakt-Befürworter und EU-Präsidenten Martin Schulz und einem Spaziergang mit meinem Hund in der Abendsonne. Da ist mir – jetzt, wo diesbezüglich alles in den Reihen der SPD bereits (falsch) entschieden ist – die Wahl nun wirklich nicht schwer gefallen.
Doch das war noch nicht alles. Schauen Sie doch nur:
Ja, Sie haben völlig recht, das steht ebenfalls auf dem Zaun, der die Baustelle des Bundesbildungsministeriums umfasst. Passt das etwa zum Bachelor? Nein! Was Marie Curie wohl zu solch einem Schmal- und Sparspur-Studium gesagt hätte? Sie wäre zumindest wohl nie zu ihren Entdeckungen gelangt. Aber dafür hat jemand, der seine Titel durch Abschreiben erlangt, und, wie es scheint, die ganze bildungspolitische “Elite” wohl kaum eine Ader, wenn auch jede Menge Lippenbekenntnisse parat!
So, liebe Leserinnen und Leser, das war er mal wieder, mein kleiner Streifzug durchs Regierungsviertel. Und vergessen Sie bitte wirklich nicht, mir mitzuteilen, wenn Sie Antwort von der Bundesbildungs- und, ja, Forschungsministerin erhalten. Sie dürfen auch gern auf diese Kolumne verweisen, wenn Sie sie anschreiben. Bis zum nächsten Mal. Bleiben Sie dran.
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