Ich bin nunmehr durch fast alle Bundesländer gewandert, zu Fuß mit Hund, habe mich vornehmlich privat einquartiert, aber auch in Klöstern, Gemeindehäusern und Kirchen geschlafen; ab und an musste ich auch Pension nehmen. Das Ziel: Zu erfahren, wie sind Land und Leute heute, wie “ticken” die Menschen, was beschäftigt, was bewegt sie?
Dieses Lied ist, bewusst, das erste, was eine meiner zahlreichen Begegnungen auf meinen Wanderungen verarbeitet. Eine reale Geschichte. Unvermittelt stand eine alte Frau vor mir und erzählte mir, wie sie als junges Mädchen den Krieg erlebt hat. Weitere Strophen und weitere Lieder, die meine Erlebnisse und die Geschichten, die ich erzählt bekommen habe, verarbeiten, so zumindest die frische Idee, werden folgen.
Das Lied kann hier gehört werden:
Bloß nie wieder Krieg
Sie erzählt mir, sie war vierzehn,
Dann mussten sie plötzlich fliehen,
So plötzlich, sie hatten nicht einmal die Zeit, sich ihr Schuhe anzuziehen,
Sie sagt: Dort drüben, über die Brücke sind wir geflohen,
Die Alten, die Jungen, das war der Lohn,
Für den Krieg, den wir entfacht,
Und das millionenfache Leid, das er über die Welt gebracht.
Sie sagt, bloß nie wieder Krieg,
Lieber hungern,
Sie sagt, bloß nie wieder Krieg,
Lieber hungern.
Später dann, als die Nacht hereinbrach,
Schlugen sie ihr Lager auf,
Eine Wiese, sie hatten nichts außer sich selbst,
Sie sagt: Die jungen
Mädchen sollten unter den Alten schlafen,
Und flüstert Vergewaltigungen,
Doch das alles hätte nichts genützt,
Als die Soldaten kamen,
Sie sagt: niemand hat mich beschützt,
Meine Mutter sagte mir,
Du musst jetzt mit ihm gehen, sonst erschießt er Dich,
Und es passierte, was passiert, im Krieg.
Sie sagt, bloß nie wieder Krieg,
Lieber hungern,
Sie sagt, bloß nie wieder Krieg,
Lieber hungern.
Dann sah er meine geschwollenen Füße,
Und signalisierte mir: Warte hier,
Und er verschwand,
Die Zeit erschien mir endlos lang,
Doch dann war er wieder da,
Ein paar Pantoffeln in der Hand,
Mit ihnen schickte er mich zurück.
Sie sagt, bloß nie wieder Krieg,
Lieber hungern,
Sie sagt, bloß nie wieder Krieg,
Lieber hungern.
Und ganz zum Schluss schaut sie mich an und sagt,
Jetzt muss ich aber los, in meinen Garten.
Und ich denk: Eden. Ihr Garten Eden.
Und ich denk:
Bloß nie wieder Krieg,
Lieber hungern,
Bloß nie wieder Krieg,
Lieber hungern.
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