Aktuelle Nachrichten und Hintergrund: Arbeitslosigkeit erreicht Rekordhöhe

“Erstmals mehr als 18 Millionen Arbeitslose in der Eurozone

In der Eurozone ist die Zahl der Arbeitslosen zum ersten Mal auf mehr als 18 Millionen gestiegen. Nach Angaben der EU-Statistikbehörde Eurostat lag die Quote im Juli bei 11,3 Prozent. Vor einem Jahr betrug sie 10,1 Prozent. In der Eurozone besonders betroffen sind die Krisenstaaten Spanien und Griechenland mit jeweil rund 25 Prozent Arbeitslosigkeit. In Spanien hat zudem jeder zweite Jugendliche keinen Job. Auch die Inflation im Euro-Raum zieht an. Die Rate betrug laut Schätzungen von Eurostat im Juli 2,6 Prozent, das sind 0,2 Punkte mehr als im Vormonat.”

Meldet der Deutschlandfunk in seinen 15 Uhr Nachrichten.

Wer europäisch denkt und fühlt, dem muss bei diesen Zahlen grausen. Wie, müssen sich die so denkenden Menschen fragen und die verantwortlichen Politiker fragen lassen, sollen diese Menschen mit der vorherrschenden Sparpolitik je wieder in Beschäftigung gebracht werden. Die Ausgabenkürzungen erreichen das genaue Gegenteil: Weitere Arbeitsplätze werden vernichtet.

Entwicklung der Arbeitslosenzahlen in der EU und in der Eurozone 2000 bis 2012 (Zur Vergrößerung auf Graphik klicken.) Quelle: Eurostat

Arbeitslosenquoten in der EU und in der Eurozone (Zur Vergrößerung auf die Graphik klicken.) Quelle: Eurostat

Selbst unter Ausblendung des Sachverhalts, dass die deutsche Arbeitslosenstatistik so angelegt ist, dass sie viele Menschen, die faktisch arbeitslos sind, nicht mit zählt: Muss sich eine auf Europa ausgerichtete Wirtschaftspolitik nicht der Gesamtsituation annehmen? Die Arbeitslosenquoten für Menschen unter 25 Jahren liegen noch deutlich höher. In Spanien und Griechenland hat mehr als jeder zweite Jugendliche keinen Job.

Parteiübergreifend ist in Deutschland nichts zu hören, was kurzfristig getan werden kann und soll, um diesen Menschen wieder eine Perspektive zu geben. Die kalte Fixierung auf die Staatshaushalte ist nicht nur volkswirtschaftliche kontraproduktiv, sie hat offensichtlich auch den Blick auf die Menschen getrübt.

Deutschland ist – gemeinsam mit Österreich und den Niederlanden – nicht nur das Land mit der niedrigsten Arbeitslosenquote; es weist auch die höchsten Leistungsbilanzüberschüsse – die höchsten Ersparnisse also – aus und ist mit seiner Wirtschaftsleistung zugleich das ökonomische Schwergewicht in der Eurozone. Wer, wenn nicht Deutschland, sollte also besser in der Lage sein, umzusteuern.

Stattdessen nötigt Deutschland ohne Rücksicht auf Verluste seinen mit der Agenda 2010 begonnenen Sozialabbau nun auch dem Rest der Eurozone auf und treibt die betroffenen Länder damit immer tiefer in die Krise.

Ohne dass sich deutlicherer Widerspruch gegen diese uneinsichtige Haltung innerhalb der Eurozone regt, werden auch die von Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen ohne Perspektive bleiben.

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