Erst vor drei Tagen spielten die Nachrichten allesamt wieder einmal heile Welt. Der “Konsumklimaindex” der Gesellschaft für Konsumforschung, GfK, war erschienen. Und der kennt nun schon seit Jahren nur eine Botschaft: Deutschland im Höhenflug. Von daher und insbesondere im Abgleich mit der Wirklichkeit erscheint uns auch das Wort Forschung im Namen des Instituts als irreführend. Passender wäre: Gesellschaft für Konsumpropaganda. Das Kürzel GFK könnte dabei sogar erhalten bleiben.
So hieß es denn auch vor drei Tagen wieder im Deutschlandfunk und in der Süddeutschen Zeitung, um nur zwei einschlägige und viel gehörte und gelesene Medien herauszugreifen:
Deutschlandfunk:
Dienstag, 28. August 2012 13:00 Uhr
“GfK: Deutsche Verbraucher lassen sich Kauflaune wegen Eurokrise kaum verderben…”
28.08.2012 um 10:55 Uhr
“Konjunktur – Verbraucher: GfK: Hohe Kauflust trotz zunehmender Konjunktursorgen…”
Im krassen Gegensatz dazu steht einmal mehr die Wirklichkeit, die ebenso regelmäßig das Statistische Bundesamt herausgibt, deren Botschaft allerdings nicht immer den gleichen Wiederhall in den Nachrichten findet. In einer Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes heißt es heute:
“Einzelhandelsumsatz im Juli 2012 real um 1,0 % gegenüber Vorjahr gesunken…”
Im Vergleich zum Vormonat ist der Umsatz im Einzelhandel sogar nominal um 1,3 Prozent eingebrochen.
Offensichtlich geben es die Einkommen und die gestiegene Unsicherheit um die persönliche Existenz für viele Menschen nicht her, dass, vorausgesetzt, die Menschen haben die vom GfK attestierte “Kauflust”, sich diese auch in realen Konsum umsetzt.
Eine ebenfalls vom Statistischen Bundesamt veröffentlichte Graphik zeigt seit 2005 eine schnurgerade Linie der realen Einzelhandelsumsätze.
Wie kann es sein, dass die Meldungen des GFK, die nun schon seit Jahren regelmäßig daneben liegen und von den realen Einzelhandelsumsätzen auf den Boden der Realität zurückgeholt werden, überhaupt noch den Weg in die Berichterstattung finden?
Nun, wir wissen es nicht. Der Einfluss dieses Instituts muss gewaltig sein – jedenfalls in Relation zu seinem dürftigen Konsumklimaindex. Eines lässt sich jedoch – keineswegs nur polemisch gemeint – festhalten: Warum sollte ein Institut problemorientiert zum Konsumverhalten berichten, wenn der 1934/35 gegründete Verein zur eigenen Geschichte für die Zeit zwischen seiner Gründung und 1945 nicht mehr als dies zu schreiben weiß:
“Nach dem ersten Jahr seines Bestehens zählte der Verein 17 Mitglieder, Firmen wie Einzelpersonen, die bis 1944 auf 150 an wachsen sollten. Bis zum Kriegsende lieferte die GfK 71 Studien zu den verschiedensten Themen wie kunstseidene Damenstrümpfe, Arzneimittel, Motorenöle oder zusätzliche Vitaminnahrung im Urteil von Schwerarbeitern.
Die Zerstörungen durch den Zweiten Weltkrieg waren immens. Nach der Währungsreform ging es allerdings mit der GfK-Arbeit wieder spürbar bergauf: Von 1949 bis 1955 stieg die Zahl der Untersuchungen und damit auch die Anzahl der Beschäftigten: Waren es 1949 noch 15, zählte man 1959 bereits 82 Mitarbeiter.“
—
Wirtschaft und Gesellschaft hat jetzt auch eine Ich freue mich über jedes “Gefällt mir”. Kommentare sind auch sehr willkommen.
Wenn nur 100 Wirtschaft und Gesellschaft abonnieren…
Dieser Text ist mir etwas wert
|
|