Süddeutsche Wirtschaftsredaktion dreht wieder einmal durch: “Drastische Teuerung” liegt gerade einmal bei Zielinflation der Europäischen Zentralbank

Süddeutsche online: Unter der Überschrift “Inflation in Deutschland steigt sprunghaft an” berichtet die Online Ausgabe der Süddeutschen Zeitung über die heute vom Statistischen Bundesamt veröffentlichte (voraussichtliche) Entwicklung der Verbraucherpreise. Am Ende der Meldung heißt es bei Süddeutsche online:

“Die drastische Teuerung ist eine Überraschung: Analysten hatten für August im Schnitt nur mit einer Inflationsrate von 1,8 Prozent gerechnet. Das ist auch eine Niederlage für die Europäische Zentralbank. Ihr Ziel ist es, “stabile Preise” zu sichern – die definiert sind als Werte von knapp unter zwei Prozent. Zuletzt lag die Teuerung im April mit 2,1 Prozent über dieser Marke. Von Juli auf August zogen die Verbraucherpreise um 0,3 Prozent an.”

Wie kann man aber von einer “drastischen Teuerung” von zwei Prozent und einer “Niederlage für die Europäische Zentralbank” schreiben, wenn die Zielinflationsrate der Europäischen Zentralbank “knapp unter zwei Prozent” liegt? Und warum soll das eine “Überraschung” sein? Seit Tagen und Wochen ist in den Nachrichten von steigenden Energiepreisen die Rede. Rational ist das jedenfalls nicht. Aus der Meldung des Statistischen Bundesamtes ist solch Panikmache auch nicht herauszulesen.

Wenn die Süddeutsche Zeitung doch einmal seit Bestehen der Währungsunion einen ähnlichen Ton angeschlagen hätte, als Deutschlands Inflationsrate deutlich unter zwei Prozent lag. Dazu hätte sie reichlich Gelegenheit gehabt, denn dies war fast immer der Fall.

Deutschland hat EU-Vertrag von Beginn an gebrochen. (Zur Vergrößerung auf Graphik klicken.)

Preisentwicklung in Deutschland 1960 bis 2013 (Zur Vergrößerung auf Graphik klicken.)

Dass die Süddeutsche Zeitung so berichtet, zeigt nur, dass ihre Wirtschaftsredakteure bis heute nicht verstanden haben, dass ein gemeinsames Inflationsziel nicht einzuhalten, sowohl bedeutet, es zu unterschreiten als auch, es zu überschreiten.

So ist es auch kein Wunder, dass sich die Süddeutsche Zeitung in ihrer Berichterstattung zur Eurokrise – die für sie eine Staatsschuldenkrise ist – seit langem an den Staatsschulden festgebissen hat, sie sich aber nicht daran stört, dass auseinanderlaufende Inflationsraten aufgrund der damit verbundenen Öffnung einer Schere in der Wettbewerbsfähigkeit die Gesamtschulden (private plus öffentliche = Leistungsbilanzdefizite) bei den Ländern in die Höhe treiben muss, die an Wettbewerbsfähigkeit verlieren, und bei denen, die das Inflationsziel ständig nach unten durchbrechen, wie Deutschland, riesige Überschüsse anfallen. So aber kann eine Währungsunion eben nicht funktionieren.

Es ist immer wieder erstaunlich, dass soviel Ignoranz bei einer der größten so genannten Qualitäts-Zeitungen Deutschlands möglich ist. Man muss wohl darüber hinaus davon ausgehen, dass es der Süddeutschen Zeitung auch um Stimmungsmache gegen die Europäische Zentralbank geht, weil es dem “Wirtschaftskonzept” der Süddeutschen Zeitung nicht entspricht und es ihr daher nicht genehm ist, dass zumindest Teile der EZB mit neuen Mitteln gegen die Eurokrise angehen will.

Wirtschaft und Gesellschaft hat jetzt auch eine Ich freue mich über jedes “Gefällt mir”.

Wenn nur 100 Wirtschaft und Gesellschaft abonnieren…


Dieser Text ist mir etwas wert


Verwandte Artikel: