Nimmt man die jüngsten Äußerungen Peer Steinbrücks, muss die SPD am Montag nicht nur ihre Rentenpolitik diskutieren. Nicht nur zielen seine Äußerungen zu Griechenland in die falsche Richtung, auch wenn sie honorig klingen mögen:
“SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hat sich in einem Interview mit der ´Welt am Sonntag´ (´WamS´) dafür ausgesprochen, dem Land für seine Reformbemühungen mehr Zeit einzuräumen”, meldet Spiegel online.
Das dient natürlich nur dazu, die “Reformen” selbst nicht in Frage zu stellen (siehe hierzu auch den Beitrag von heute: Aktuelle Nachrichten und Hintergrund zu Griechenland: Gauck warnt vor Belehrungen – und belehrt). Darüber lässt Steinbrück erst gar keine Missverständnisse aufkommen, wenn er sagt: “Die Griechen müssen zu ihren Verpflichtungen stehen.”
Dass ein Steinbrück nicht daran denkt, dass auch Deutschland “zu seinen Verpflichtungen” stehen muss, ist nicht verwunderlich; er hat es seit Bestehen der Währungsunion nicht nur unterlassen, sondern mit seiner Lohn-, Renten- und Steuerdumping-Politik selbst dafür gesorgt, dass Deutschland das vertraglich vereinbarte Inflationsziel der Europäischen Zentralbank fortlaufend unterschritten, also gebrochen hat. Damit bewegt er sich auf einem ökomischen wie juristischen Niveau mit der Bundesregierung, deren Latte so weit unten hängt, dass kein selbständig denkender Mensch unter sie hindurchkriechen könnte.
Wenn Steinbrück über die Europäische Zentralbank “nachdenkt” beschäftigt ihn dann auch nicht der jahrelange Vertragsbruch Deutschlands, sondern, wie sollt es anders sein: Inflation. In seiner unnachahmlich aufgeblasenen Sprache greift er auch die US-Notenbank an: Unter dem Überschriften-Zitat der Welt “Pumpt wie verrückt Liquidität in die Märkte” – mit diesem vermeintlichen Fachjargon täuscht Steinbrück Kompetenz vor – doziert er über vermeintliche Entstehungsursachen von Inflation: “Das liegt nicht nur an der europäischen, sondern auch an der amerikanischen Notenbank. Die pumpt wie verrückt Liquidität in die Märkte.”
Europa steckt in der Rezession, Massenarbeitslosigkeit und Wachstumseinbrüche treiben ganze Staaten zur Verzweifelung und die Menschen auf die Straße und der großartige Finanzfachmann und Kanzlerkandidat Steinbrück macht Angst vor Inflation. Es ist wirklich kein Wunder, dass Steinbrück als Finanzminister bei internationalen Regierungsgipfeln immer die Klappe gehalten hat, wie verlässlich informierte Kreise berichten, denn mit seinem Unfug, den er in Deutschland verbreitet und dafür noch als Fachmann geehrt wird, konnte und kann er sich international nur lächerlich machen. Und mit diesem ökonomischen Kuckucksei will die SPD die Bundestagswahlen gewinnen. Selbst wenn ihr dies wider Erwarten gelingen sollte: Eine gruselige Vorstellung.
Hintergrund zu Inflations- bzw. Deflationsgefahren:
Es könnte sein, dass Deutschland sich bald wieder auf seine hausgemachten Probleme zurückgeworfen sieht
Harald Martenstein hat wieder zugeschlagen: Die journalistische Inkarnation deutscher ökonomischer Ideologie
Süddeutsche Wirtschaftsredaktion dreht wieder einmal durch: “Drastische Teuerung” liegt gerade einmal bei Zielinflation der Europäischen Zentralbank
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