Jeder Fünfte in Deutschland von Armut und Ausgrenzung betroffen

Das ist die ebenso traurige wie alarmierende Meldung des Statistischen Bundesamtes heute. Überraschend indes ist die Nachricht sicherlich nicht. Ein Blick auf die Reallohnentwicklung und den Anteil der Löhne am Bruttoinlandsprodukt spricht seit Jahren Bände: Die realen Arbeitnehmerentgelte haben sich seit Einführung der Agenda 2010 praktisch nicht verändert und steigen erst wieder seit 2010. Aufgrund der ungleichen Einkommenentwicklung haben jedoch breite Bevölkerungsschichten extreme Einkommenseinbußen erlitten und verlieren weiter. Der Anteil der Löhne am Bruttoinlandsprodukt fällt bereits seit den 1990er Jahren kräftig, hat sich zwar leicht in den zurückliegenden Jahren erholt, liegt aber immer noch weit unter dem Niveau zu Beginn der 1990er Jahre.

Entwicklung der realen Arbeitnehmerentgelte je Beschäftigtem 1991 bis 2012 (Zur Vergrößerung auf Graphik klicken.)

Nur die obere Hälfte und insbesondere die sehr hohen Einkommen legen zu - die anderen verlieren (Zur Vergrößerung auf Graphik klicken.)

Entwicklung der Lohnquote in Deutschland 1991 bis 2012 (Zur Vergrößerung auf Graphik klicken.)

Jeder Fünfte arm und ausgegrenzt; das sind rund 16 Millionen Menschen (19,9%). 2005 waren es noch rund 15 Millionen (18,4 %), verrät die zugrundeliegende . Die Kriterien, nach denen Armut und soziale Ausgrenzung definiert werden, klingen durchaus konkret, sie heißen: „Armutsgefährdung“, „erhebliche materielle Entbehrung“, „Haushalt mit sehr geringer Erwerbsbeteiligung“. In der Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes heißt es dazu weiter:

“Die Möglichkeiten der sozialen Teilhabe sind bei den Betroffenen sehr eingeschränkt: Sie können aus finanziellen Gründen heraus beispielsweise ihre laufenden Rechnungen nicht begleichen, nicht mindestens jeden zweiten Tag eine vollwertige Mahlzeit einnehmen, keine notwendigen Anschaffungen tätigen, sich keine Urlaubsreise oder keinen Pkw leisten.”

Die Armutsgefährdung zieht sich dabei durch alle Altersschichten, wie die Tabelle des Statistischen Bundesamtes belegt:

Von Armut oder sozialer Ausgrenzung betroffene Bevölkerung 2011 (Zur Vergrößerung auf Tabelle klicken.)

Detaillierte Angaben zu monetärer Armut, monetäre Armut älterer Personen, Arbeitsarmut, Einkommensverteilung, Lebensbedingungen, materieller Deprivation finden sich bei .

Interessant zum Beispiel die (): Die Zahl der betroffenen Menschen in Deutschland ist von rund 10 Millionen (12,2%) im Jahr 2005 auf fast 13 Millionen (15,8%) im Jahr 2011 gestiegen.

Nicht nur die Bundesregierung, vor allem auch die SPD, die für diese Entwicklung mittels der von ihr zu verantwortenden Gesetzgebung im Rahmen der Agenda 2010 Verantwortung trägt, müssten diese Ergebnisse zum Nachdenken und Handeln aufrufen. Zu erwarten ist dies jedoch leider nicht.

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