“Das Vertrauen in die europäische Geldpolitik hängt auch ein Stück weit aus der Vergangenheit damit zusammen, dass es so konzipiert ist, dass man es nicht berechnen konnte, was die Europäische Zentralbank macht. Vollständige Transparenz würde die Effektivität der Geldpolitik einschränken und damit die Inflationsgefahren steigern.”
So Steffen Kampeter, CDU, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, heute früh im Interview mit dem Deutschlandfunk. Es sind gleich zwei phänomenale Zusammenhänge, die Kampeter hier herstellt, und die sich, wenn überhaupt, nur ihm selbst erschließen:
I.
“Das Vertrauen in die europäischen Geldpolitik” (die die Europäische Zentralbank “macht”) hänge davon ab, “dass man es nicht berechnen konnte, was die europäische Zentralbank macht.” Die Unberechenbarkeit der Europäischen Zentralbank wäre, wenn es nach Kampeter geht, also Voraussetzung, ihr zu vertrauen. Interessant! Ich dachte immer Berechenbarkeit sei die Basis für Vertrauen. Aber was zählt schon der gesunde Menschenverstand, wenn es um Inflationsgefahren geht; womit wir uns dem zweiten phänomenalen Zusammenhang zuwenden können.
II.
“Vollständige Transparenz würde die Effektivität der Geldpolitik einschränken und damit die Inflationsgefahren steigern.”
Verhält es sich nicht auch hier gerade umgekehrt: Die fehlende Transparenz der Europäischen Zentralbank lässt allzu häufig eine klare Botschaft, ein klares Signal vermissen und schränkt so die Effektivität, die Wirksamkeit der Geldpolitik ein. Völlig schleierhaft ist in jedem Fall, wie Transparenz, ob fehlend oder nicht, Inflation erzeugen soll!
Kampeter ist offensichtlich so bemüht das Thema Inflation mundgerecht zu bedienen, und die Medien sind ja auch so von Kopf bis Fuß auf Inflationsgefahren eingestellt, dass es völlig schnuppe ist, zu begründen, worauf eine Inflationsgefahr denn basieren soll; nehmen wir halt einfach mal Transparenz als Ursache, wird sich Kampeter da gedacht haben, wenn er denn gedacht hat.
Ein Mann mit solch qualifizierten Aussagen verdient als Parlamentarischer Staatssekretär laut Wikipedia übrigens monatlich:
Grundgehalt | 11.303,–– Euro |
Diät (MdB) | 7.668,–– Euro |
Aufwandsentschädigung · als parl. Staatssekretär · als Mitglied des Bundestages |
4.098,08 Euro 230,08 Euro 3.868,–– Euro |
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(Stand: Dez. 2009) | 23.069,08 Euro |
Laut Besoldungstabelle 2012 ist das Grundgehalt (B11) seitdem auf 11.823,41 Euro gestiegen.
Bei Wikipedia heißt es zum Amt des Parlamentarischen Staatssekretärs weiter:
“Die ursprüngliche Vorstellung, dass sich talentierte Bundestagsabgeordnete als Parlamentarische Staatssekretäre für ein künftiges Ministeramt profilieren könnten, erfüllt sich in der Praxis zumeist nicht. Das Amt ist stark in die Kritik geraten, da es oft missbraucht wird, um Parteimitglieder ruhigzustellen, die bei der Besetzung von Ministerposten zu kurz gekommen sind.”
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