Was wurde gestern gefeiert: Selbst der Deutschlandfunk meldete “Bericht: Deutliche Rentenerhöhungen bis 2016” – und berief sich auf die “Bild”-Zeitung, der der Rentenversicherungsbericht der Bundesregierung vorab zugespielt wurde – ein Schelm, wer Absicht dahinter vermutet. Seit gestern liegt der Rentenversicherungsbericht aber auch der Redaktion von Wirtschaft und Gesellschaft vor.
Bereits gestern hat Ursula Engelen-Kefer hierauf kritisch Bezug genommen. Selbst jedoch, wenn man die Zahlen der Bundesregierung für bare Münze nimmt, die reine Modellrechnungen darstellen, verheißt deren Auswertung keine positive Rentenentwicklung – erst recht keine, die die gestrige Euphorie rechtfertigen würden.
Unterstellt, dass die Bundesregierung das von der Europäischen Zentralbank vorgegebene und vertraglich vereinbarte Inflationsziel von nahe unter zwei Prozent einhalten wird, werden die Renten im nächsten Jahr real um rund ein Prozent sinken. Bei der von der Bundesregierung ausgewiesenen Bruttostandardrente (45 Jahre Beitragszahlung aus Durchschnittsverdienst) vor Steuern von monatlich 1.263 Euro in diesem Jahr entspricht dies einem jährlichen Kaufkraftverlust von immerhin rund 120 Euro. Dass immer mehr Menschen dieses Rentenniveau nicht im Ansatz erreichen, ist bekannt.
Ein Vergleich der realen Rentenentwicklung in den vergangenen vier Jahren mit der von der Bundesregierung modellierten Rentenentwicklung für die vier Jahre von 2012 bis 2015, preisbereinigt wiederum um das Inflationsziel der EZB, zeigt, dass der Rentenanstieg noch einmal geringer ausfallen würde. Es wäre im Grunde genommen nur ein Ausgleich der Inflation und kein realer Rentenanstieg. So verhält es sich auch für den gesamten von der Bundesregierung prognostizierten Zeitraum.
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