VW – Kein Kunststück

Volkswagen feiert sich. “Der Hersteller aus Wolfsburg setzte mit seinen Pkw-Marken rund 9,07 Millionen Autos ab, was einem Wachstum von 11,2 Prozent entspricht”, berichtet das Handelsblatt. Die Grundlage des Erfolgs liegt in Nordamerika und Asien. Warum wohl?

“Weltweit gesehen legte VW besonders kräftig in Nordamerika und Asien zu: In Nordamerika verkaufte der Autobauer mit 841.500 rund 26 Prozent mehr, vor allem wegen eines neuen extra für die USA konstruierten Mittelklassewagens”, so das Handelsblatt in seiner Berichterstattung. Weiter heißt es dort: “In den USA allein schafften VW und Audi 580.000 Stück, mehr als im bisher besten Jahr des Konzerns 1970. Winterkorn kündigte einen neuen großen Geländewagen speziell für den US-Markt an, der am Montag als Studie vorgestellt werden soll. Gleichzeitig deutete er an, die erst 2011 eröffnete VW-Fabrik in den USA könne erweitert werden…Im größten Einzelmarkt China legte VW um 25 Prozent zu auf 2,8 Millionen Wagen. In Südamerika legten die Niedersachsen um acht Prozent zu und überschritten die Millionengrenze.”

Wenn doch die deutsche Politik so nachfrageorientiert arbeiten würde wie VW. Dann käme sie nicht darum herum, die Entwicklung der privaten Konsumausgaben in Deutschland ins Visier zu nehmen. Um die ist es nämlich im Vergleich mit den USA schlecht bestellt. Noch schlechter sieht es in der Eurozone aus, wofür wiederum die Bundesregierung mit ihrem Plädoyer für drastische Ausgabenkürzungen in den Krisenländern aber auch in Deutschland selbst Verantwortung trägt. Hier die Entwicklung der realen privaten Konsumausgaben in der Eurozone, den USA und Deutschland:

Private Konsumausgaben, Eurozone, Deutschland, USA, Veränderunge gegenüber Vorjahr (Zur Vergrößerung auf Graphik klicken.)

Dafür, dass die im Vergleich zu Deutschland und der Eurozone deutlich bessere Entwicklung der privaten Konsumausgaben in den USA und sicherlich auch in China ausschlaggebend ist für die Erfolge, die VW jetzt feiert, spricht, dass die US-Importe von Neu- und Gebrauchtwagen sich in den zurückliegenden Jahren immer entlang der Veränderung der privaten Konsumausgaben entwickelt haben.

Private Konsumausgaben in den USA und US-Autoimporte aus Deutschland, 2002-2011 (Zur Vergrößerung auf Graphik klicken.)

Das gleiche gilt für Italien, wenn deren Marktvolumen in den USA auch deutlich geringer ausfällt.

Private Konsumausgaben in den USA und US-Autoimporte aus Italien, 2002-2011 (Zur Vergrößerung auf Graphik klicken.)

Frankreich hingegen hat 2010/2011 nicht so stark von den steigenden privaten Konsumausgaben in den USA profitieren können und dürfte an Marktanteilen stark eingebüßt haben. Aber 2011 wurden auch wieder mehr französische Autos importiert.

Private Konsumausgaben in den USA und US-Autoimporte aus Frankreich, 2002-2011 (Zur Vergrößerung auf Graphik klicken.)

Kein Wunder also, dass VW ankündigt, jetzt auch speziell für den US-Markt Automodelle zu entwickeln. Das ist nur konsequent, weil dort die Wachstumsbedingungen besser sind als in Deutschland und Europa. Diese Wachstumsbedingungen fallen aber nicht vom Himmel oder sind naturgegeben.

Gerade von der einseitig auf Export setzenden deutschen Politik sollte der herausgestellte Zusammenhang ernst genommen werden: Unternehmenserfolge sind immer auch abhängig davon, ob die Wirtschaftspolitik ein Umfeld schafft, von dem auch der private Konsum profitiert. Europa und vor allem Deutschland vernachlässigen diesen Gesichtspunkt und gerade die deutsche Bundesregierung verlässt sich darauf, dass die USA und Asien die Weltwirtschaft aus dem Sumpf ziehen. Das dürfte zunehmend die amerikanische Politik umtreiben. Nicht unwahrscheinlich, dass Joe Biden bei seinem Besuch der Bundeskanzlerin Anfang Februar dieses Thema auf die Tagesordnung setzt. Wünschenswert wäre es allemal. Das wachsende Handelsbilanzdefizit der USA mit Deutschland sollte Anlass genug sein.

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