Eurokrise: Europa ignoriert Zusammenhang von Wachstum und Beschäftigung

Der Zusammenhang von Wirtschaftswachstum und Arbeitslosigkeit bzw. Beschäftigung wurde auf Wirtschaft und Gesellschaft erst gestern am Beispiel Spanien und Deutschland ausführlich dargelegt. Die Zahlen für die Eurozone zeigen: Die Verantwortlichen ignorieren den Zusammenhang von Wachstum und Beschäftigung sträflich. Anders ist es nicht zu erklären, dass keine politische Partei und keine Institution auf die folgenden Ergebnisse aufmerksam macht und zum Handeln auffordert.

Wirtschaftswachstum in der Eurozone völlig unangemessen um Arbeitslosigkeit zu senken

Eurozone: Angemessenes und nicht angemessenes Wirtschaftswachstum (Zur Vergrößerung auf Graphik klicken.)

Weil das reale Wachstum des Bruttoinlandsprodukts der Eurozone seit 2009 unter dem Potenzialwachstum liegt muss die Arbeitslosigkeit steigen (erläuternd dazu direkt unter * in der Graphik und ausführlich: Wie Spanien, Deutschland und die Eurozone die Arbeitslosigkeit senken können).

Wieviel Wirtschaftswachstum notwendig ist, um die Arbeitslosigkeit in welchem Zeitraum um wieviel Prozent zu senken

Unter Zugrundelegung der im Zeitraum zwischen 2000 bis 2007 erzielten  durchschnittlichen jährlichen Zuwachsrate des Produktionspotenzials (Arbeitslose+Erwerbstätige*Arbeitsproduktivität je Erwerbsperson) müsste das reale Wirtschaftswachstum in der Eurozone um jährlich rund drei Prozent zunehmen, um die Arbeitslosenquote von zwölf Prozent um jährlich zwei Prozentpunkte zu senken und so 2016 eine Arbeitslosenquote von vier Prozent zu erreichen. Eine Arbeitslosenquote von drei Prozent gilt allgemein als Vollbeschäftigung.

Eurozone: Notwendiges Wirtschaftswachstum für Absenkung der Arbeitslosenquote um 2%-Punkte (Zur Vergrößerung auf Graphik klicken.)

Reales Wachstum von drei Prozent keine Gefahr für Preisstabilität

Ein reales Wachstum von drei Prozent entspricht – unter Zugrundelegung des Inflationsziels der Europäischen Zentralbank von nahe unter zwei Prozent – einem nominalen Wachstum von rund fünf Prozent. Dieses Wachstum müssten auch diejenigen willkomen heißen, die vornehmlich oder ausschließlich auf die Preisstabilität bedacht sind, denn fünf Prozent nominales Wirtschaftswachstum sind auch zwingend notwendig, um die Maastrichtkriterien von 60 Prozent Schuldenstandsquote und drei Prozent Defizitquote einhalten zu können.

Europäische Kommission prognostiziert unangemessenes Wachstum – und nimmt dies in Kauf

Die Europäische Kommission geht in ihrer offiziellen Datenbank des europäischen Amts für Statistik, Eurostat, davon aus, dass das Wirtschaftswachstum in der Eurozone im laufenden Jahr 0,1 Prozent betragen wird. Bei diesem Nullwachstum ist ein weiterer Anstieg der Arbeitslosigkeit unvermeidlich. Die Europäische Kommission wie auch die deutsche Bundesregierung und andere Einzelstaaten ignorieren das und nehmen so wissentlich eine Verschlechterung der wirtschaftlichen und sozialen Lage in der Eurozone in Kauf. Es ist schon erstaunlich, dass keine politische Partei und kein Wirtschaftswissenschaftler die Verantwortlichen mit diesem Phänomen konfrontiert und ein Beschäftigungsziel einfordert bzw. sich nicht entsprechend Gehör verschaffen kann.

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