Jedesmal, wenn ich mit dem Statistischen Bundesamt telefoniere, stoße ich auf kundige und hilfsbereite Mitarbeiter. Sie können schwerlich für die nicht zum ersten Mal verdummende und im Kontext der Eurokrise verheerende Mitteilung verantwortlich sein. Verantwortlich ist am Ende so oder so der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Roderich Egeler. Der ein CDU-Parteibuch besitzt (siehe dazu auch hier: Wirtschaftsentwicklung 2012: Deutschland ist noch abhängiger vom Außenhandel geworden – und stößt an seine Grenzen).
In einer Pressemitteilung hieß es heute früh: “Arbeitskosten in Deutschland 2012 um 32 % höher als im EU-Durchschnitt“, die der Deutschlandfunk – und sicherlich nicht nur er – prompt eins zu eins übernahm.
Das Statistische Bundesamt stellte in seiner Meldung auch auf den Punkt ab, um den es der deutschen Politik primär geht (wenn auch in einem völlig falschen Verständnis, das nicht zuletzt die Meldung des Statistischen Bundesamtes ein weiteres Mal ausdrückt), den internationalen Wettbewerb:
“Im Verarbeitenden Gewerbe, das besonders im internationalen Wettbewerb steht, kostete eine Arbeitsstunde in Deutschland 2012 durchschnittlich 35,20 Euro. Hier lag Deutschland im EU-weiten Vergleich auf Rang fünf. Eine Stunde Arbeit in der deutschen Industrie war 47 % teurer als im EU-Durchschnitt, aber 3 % billiger als in Frankreich.”
Wie Deutschland dennoch immer wieder historisch hohe Leistungsbilanzüberschüsse auftürmt, fragt sich das Statistische Bundesamt bzw. dessen Präsident ganz offensichtlich nicht!
Das Bezeichnende dabei: Das Wort Produktivität taucht kein einziges Mal in der Meldung auf. Auch nicht das Wort Inflationsziel der Europäischen Zentralbank. Es ist wirklich zum Verzweifeln, dass eine vermeintlich neutrale Behörde, wahrscheinlich bewusst, vielleicht auch unbewusst, Politik macht – und zwar eine europafeindliche Politik, die der Dummheit der Bundesregierung und der Atmosphäre, die diese in Europa und darüber hinaus schürt, in nichts nachsteht.
Wie die Arbeitskosten tatsächlich zu bewerten sind, ist hier nachzulesen:
Lohnentwicklung: Was das Statistische Bundesamt nicht meldet (vollständiger Artikel im Bezahlmodus)
—
Wirtschaft und Gesellschaft hat jetzt auch eine und freut sich über jedes “Gefällt mir”.
Dieser Text ist mir etwas wert
|
|