Standortjournalisten: Die Welt hat Dorothea Siems, die Süddeutsche Zeitung Sibylle Haas

Dorothea Siems, promovierte Volkswirtin und Chefkorrespondentin für Wirtschaftspolitik für Die Welt, haben wir schon eine eigene Serie gewidmet: Not everything is as it Siems. Aber auch die Süddeutsche Zeitung hat neben Marc Beise eine bedeutende journalistische Kraft, Sibylle Haas, Betriebswirtin, die gar nicht weiß, wohin mit ihrer ökonomischen Kompetenz und deswegen wohl 1999 zur Süddeutschen Zeitung gegangen und dort irgendwie hängen geblieben ist. Wahrscheinlich kann man nirgendwo besser für einen hohen Lohn über die Notwendigkeit niedriger Löhne schreiben, als bei diesen beiden Medien. Das wird es sein. Und so hat Sibylle Haas dann auch über Löhne geschrieben, die natürlich in Deutschland außerhalb der Wirtschaftsredaktion der Süddeutschen Zeitung überall und immer zu hoch sind.

“Die Arbeitskosten in Deutschland steigen stärker als im EU-Durchschnitt. Das bedeutet nichts Gutes für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und für die Beschäftigten. Denn der Trend gefährdet Deutschlands Stellung als Exportnation, von der bislang alle profitiert haben”, gibt Haas dem Leser gleich vorweg Orientierung.

Das sagt uns zunächst einmal, dass Haas nur deutsche Exporteure oder irgendwelche Finanzjongleure kennt, weil sie ja schreibt, dass von der deutschen Lohndumping-Export-Strategie “alle profitiert haben.” Die, die nicht profitiert haben, Otto-Normalverbraucher, Niedriglöhner, Hartz-IV-Empfänger, Handwerksbetriebe, Unternehmen, die vom inländischen Konsum abhängen, all die kennt Haas offensichtlich nicht. Darüber hinaus zeigen Journalisten wie Haas mit solch platten und falschen Aussagen, dass es in Deutschland um die Qualität des Studiums auch vor Einführung der unseligen Bachelor-Studiengänge nicht immer gut bestellt war. Dabei schreibt Haas ebenfalls einleitend völlig richtig: “Manchmal lohnt es sich genauer hinzuschauen.” Was sie allerdings nicht davon abhält, genau dies nicht zu tun.

Haas: “Diese Nachricht muss aufhorchen lassen: Seit sieben Quartalen steigen die Arbeitskosten in Deutschland stärker als im Durchschnitt der EU. Das ist keine gute Meldung, weil sie nichts Gutes für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und für die Beschäftigten bedeutet.”

Als ob die “Wettbewerbsfähigkeit”, so, wie Haas sie sich vorstellt, auf Basis niedriger Löhne, je etwas Gutes für die Beschäftigten bedeutet hätte. Doch nicht nur das. Zwar erwähnt Haas immerhin die Produktivität, durch deren Zuwachs die Arbeitskosten – die die Bruttoverdienste einschließlich der Lohnnebenkosten (vor allem Sozialbeiträge der Arbeitgeber) darstellen – “zu einem Teil kompensiert werden”; sie prüft aber nicht inwieweit das denn der Fall war. Und sie berücksichtigt darüber hinaus nicht, dass ein verteilungsneutraler Lohnanstieg auch die Preissteigerung berücksichtigen muss. Haas muss das auch nicht interessieren, denn sie glaubt ganz fest:

“Dass die deutsche Wirtschaft heute so gut da steht, ist ein Verdienst der Reform-Agenda 2010 der rot-grünen Koalition. Denn ein Ziel der Agenda war die Senkung der Arbeitskosten, um die Beschäftigung zu fördern. Die vergleichsweise gute Position Deutschlands hängt genau damit zusammen, während viele Länder Südeuropas durch den starken Anstieg ihrer Löhne immer tiefer in die Krise schlitterten”

Wir hatten ebenfalls am 11. März genau diesen Indikator, den an jenem Tag das Statistische Bundesamt veröffentlicht hatte, kritisch aufgegriffen. Mit dem Unterschied zu Haas, dass wir uns die Mühe machten, die Entwicklung der “Arbeitskosten”, der Bruttoverdienste, mit der Entwicklung der Produktivität zu vergleichen. Hier das Ergebnis: Statistisches Bundesamt: Drei Meldungen, die – zusammenhängend interpretiert – sehr viel erklären (vollständiger Beitrag nur im Abonnement).

Wir sind uns jedoch sicher, dass dieses Ergebnis Sibylle Haas in ihrem Glauben nicht erschüttern wird, und dass sie trotz sicherlich hoher Arbeitskosten, auch weiterhin gut abgeschottet und sozial versichert in der Wirtschaftsredaktion der Süddeutschen Zeitung weiter wirtschaften darf. Da bekommt das Wort Misswirtschaft eine ganz neue Bedeutung. Für mich ist sie jedenfalls jetzt schon: Miss Wirtschaft.

Wirtschaft und Gesellschaft hat jetzt auch eine und freut sich über jedes “Gefällt mir”.


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