Am Anfang des Abends schien alles zu passen. Direkt vor mir ein Sitzriese, der die Bühne vor meinen Augen brutal in zwei Teile zerlegte. Entscheidend aber war, dass er und seine zwei, drei Sitznachbarn immer dann gleichermaßen amüsiert wie roh auflachten, als mir die Dialoge und Situationen des Stücks besonders aggressiv oder trostlos erschienen. Insofern passte es eben, dass zu Beginn nicht die Bühne in Licht getaucht war, die dunkel und still auf den Wellen des in sattem, perfektem Studio-Sound wogenden “An der schönen blauen Donau”-Walzers ruhte, sondern das Publikum. Das Publikum im Rampenlicht. Das Publikum als Original. Unsentimental, wie es Horváth auch vorgefunden haben muss, und wie es sicherlich auch zugegen war, als Hilpert die Geschichten aus dem Wienerwald vor 82 Jahren das erste Mal in eben jenem Berliner Deutschen Theater in der Schumannstraße auf die Bühne gebracht hat. Horváth selbst fasst dies in seiner “Gebrauchsanweisung” so zusammen: “Im Theater findet also der Besucher zugleich das Ventil wie auch Befriedigung (durch das Erlebnis) seiner asozialen Triebe.” Und auch das hochvornehme Abonnement-Publikum, hinter mir Platz nehmend, schien mir in Stil und Sprache durchaus jener Zeit zugehörig. Nur nicht die Haltung verlieren, sondern zeigen, wohin man gehört, heile Welt spielen, solange es noch geht; sonst verliert man noch den Halt, in dieser Welt, die nichts mehr zusammenhält, außer- außer ja was eigentlich? Vielleicht die Idee, das Motiv, selbst im Untergang noch Aufstieg und vor allem Reichtum zu finden. Geld bewegt die Welt! Auch und gerade in der Krise. Auch und gerade bei denen, die es nicht haben. Bei den einen aus der Gier, bei den anderen aus der Not geboren. Eine Zeit der Extreme. 1931. Weltwirtschaftskrise. Politische Krise. Oder ist es doch 2013? Weltwirtschaftskrise? Politische Krise? Horváths Geschichten aus dem Wiener Wald am Deutschen Theater Berlin – und nicht nur dort: Warum muss immer alles komisch sein? – Das ist nicht immer komisch (vollständiger Beitrag nur im Abonnement)
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Wirtschaft und Gesellschaft hat jetzt auch eine und freut sich über jedes “Gefällt mir”.
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