Kein Angebot vorzulegen ist nicht hinnehmbar
Jetzt reicht es. Der Arbeitgeber Deutsche Post AG hat auch in der 2. Verhandlungsrunde am vergangenen Montag kein Angebot vorgelegt. Damit sind wir von einer Einigung noch immer weit entfernt. Das können unsere Mitglieder nicht hinnehmen. Jetzt muss der Druck erhöht werden. Verhandlungen sind nicht dazu da, um sich voneinander zu
entfernen, sondern um zu guten Ergebnissen zu kommen. Und wir werden so lange
nicht weichen, bis sich diese Erkenntnis auch beim Arbeitgeber Deutsche Post AG
durchgesetzt hat.
Was wir fordern
In der diesjährigen Tarifrunde fordert die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) für ihre Mitglieder bei der Deutschen Post AG eine lineare Erhöhung der Einkommen der Tarifbeschäftigten um mindestens sechs Prozent, mindestens aber 140 Euro mehr Geld im Monat. Damit verfolgen wir ein klares Ziel: Wir wollen die Einkommen bei der Post AG spürbar erhöhen und dabei die unteren Einkommen durch einen Mindestbetrag
überproportional an einer Tarifsteigerung beteiligen. Für die Auszubildenden und die Studierenden an den Berufsakademien fordern wir, dass die Ausbildungsvergütung um monatlich mindestens 65 Euro erhöht wird. Die Laufzeit des Tarifabschlusses soll zwölf Monate betragen. Zudem wollen wir mit dieser Tarifrunde zu einer Neufassung der Postzulage für die Beamtinnen und Beamten kommen. Das alles ist nicht zuviel verlangt.
Der Arbeitgeber hat die Forderungen als „sehr ambitioniert“ zurückgewiesen. Das mag sein, denn wir lassen uns nicht mit Almosen abspeisen. Aber wer bei der Deutschen Post arbeitet, ist ohnehin gewohnt, dass man sich ehrgeizige Ziele setzt. Die Forderungen sind nicht nur ambitioniert, sie sind vor allem gerechtfertigt.
In der letzten Tarifrunde vom Januar 2012 mit Wirkung zum 1. April hatten wir eine lineare Erhöhung von vier Prozent und obendrein einen 0,5-prozentigen Demografiebeitrag durchgesetzt. Seither hat die Volkswirtschaft in Deutschland gemessen am europäischen Umfeld einen positiven Verlauf genommen. Viele Ökonomen hatten damit nicht gerechnet. Wir können ein kleines Wirtschaftwachstum von 0,7 Prozent beobachten. Allerdings müssen wir auch feststellen, dass das Wachstum damit hinter den Jahren 2010 und 2011 zurückblieb.
Einseitige Exportabhängigkeit muss beendet werden – das geht nur über Einkommenserhöhungen
Eine starke Exportabhängigkeit bei schwacher Binnennachfrage – das war 2012 das prägende Merkmal der deutschen Wirtschaft. Diese Kombination – boomender Export, aber geringe Inlandsnachfrage – hatte Deutschland vor der Krise das schwächste Wachstum in Europa beschert: Eine boomende Exportwirtschaft konnte die Bremseffekte der Binnenwirtschaft nicht wettmachen. Im Klartext heißt dies: Eine zaghafte Entwicklung des privaten Konsums und der öffentlichen Nachfrage, die zusammen den überwiegenden Teil der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage bestimmen, sind das zentrale Problem unserer Volkswirtschaft.
Dieser Entwicklung kann nur durch eine deutlich spürbare und nachhaltige Einkommenserhöhung entgegengetreten werden. Nicht die europäische Währungskrise gefährdet das Wachstum in diesem Land, sondern eine schwache Binnennachfrage. Dagegen hilft nur eine Stärkung der Kaufkraft. Und deshalb brauchen die Beschäftigten bei der Deutschen Post AG eine spürbare Erhöhung der Einkommen. Wir erwarten, dass der Arbeitgeber in der 3. Runde der Tarifverhandlungen am kommenden Donnerstag (25. April) ein einigungsfähiges Angebot vorlegt. Es ist höchste Zeit!
Andrea Kocsis ist Stellvertretende Vorsitzende der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und Leiterin des Fachbereichs 10 Postdienste, Speditionen und Logistik. Sie ist Verhandlungsführerin für die Arbeitnehmerseite in der Tarifrunde mit der Deutschen Post AG.
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