Steinbrück/SPD/Wirtschaft und Gesellschaft: Wer Wirtschaft und Gesellschaft liest, wusste es längst

Ja, Sie haben natürlich völlig Recht, liebe Leserinnen und Leser: Umfragen können Fragen nicht ersetzen, auch wenn dies der ein oder andere Journalist zu meinen scheint. Aber heute ist nun einmal eine Umfrage erschienen, die nebenbei aufzeigt, wie Satire zur Realsatire wird. Man braucht dafür nur den richtigen Kandidaten. Die SPD hat ihn. Wenigstens in diesem Punkt enttäuscht Peer Steinbrück nicht. Und haben Sie sich am Wochenende nicht auch gefragt: Reißt das nun irgendwen von den Stühlen, außer einige ganz offensichtlich völlig anspruchslose SPD-Delegierte und Partei-Karrieristen? Einhellig berichteten die Leid-Medien (kein Schreibfehler) ja darüber, dass Steinbrück seine Genossen mit dem Satz “Ich will Kanzler der Bundesrepublik Deutschland werden” von den Stühlen gerissen habe. “Genau das wollten wir hören“, meinte gar der große Vorsitzende der Berliner SPD, Jan Stöß, zum Tagesspiegel. Oho! Nun, das “Wir” ist ja neuerdings für die SPD (und eine Zeitarbeitsfirma) entscheidend. Was darunter zu verstehen ist, haben wir hier versucht zu erfassen: Nahles-Steinbrück-SPD-Wahldampf-Team – irgendwie ehrlich und dann doch wieder nicht. Ob das, was Jan Stöß meint, ausgemachte Sache ist, werden die nächsten Umfragen dann ja ans Tageslicht bringen. Denn die heute von Stern veröffentlichte Umfrage wurde vor dem Parteitag in Augsburg durchgeführt.

Die SPD hat es laut Forsa tatsächlich geschafft, die 23 Prozent-Marke, die sie 2009 mit Frank Walter Steinmeier als Kanzlerkandidaten erzielte, zu unterschreiten: 22 Prozent hat Forsa just für die SPD ermittelt. Und es könnte ja tatsächlich sein, das große Teile der Bevölkerung – wie übrigens auch in der nicht von Ämtern, Bundestagskandidaturen und anderen Karriereträumen benebelten SPD-Partei-Basis – von der Sozialdemokratischen Partei Deutschland etwas anderes erwarten, als das, was die SPD ihnen derzeit großspurig als “Regierungsprogramm” auftischt. Sehr wahrscheinlich sogar. Schließlich: Wenn sich hier Forsa-Chef Güllner nicht kräftig irrt:

“Forsa-Chef Manfred Güllner nannte dem stern für die Talfahrt der SPD
mehrere Gründe. So würden nur zehn Prozent der Deutschen sagen, die SPD könne
die Probleme des Landes am ehesten lösen. Und ihr Kanzlerkandidat komme ´mit
seinen flapsigen Sprüchen´ weiter nicht an. Zudem sei die SPD auf dem Augsburger
Parteitag nach links gerückt. Der Wahlforscher zum stern: ´So kann sie
nicht die zehn Millionen Wähler zurückgewinnen, die sie seit 1998 verloren hat.
Die entstammen vorwiegend der Mitte.”

Wie “seriös” Güllner ist, zeigt der Sachverhalt, dass er Rückschlüsse vom Augsburger Parteitag zieht, obwohl die Umfrage vorher stattgefunden hat. Und von einem “Linksruck” zu sprechen, belegt nur, welch Geistes Kind Güllner ist. Das ist einfach nur noch peinlich. Die SPD hat gerade umgekehrt aufgrund ihres “Rechtsrucks” seit 1998 Millionen Wähler verloren. Und für diesen “Rechtsruck” steht eben auch Steinbrück. Er ist sogar stolz auf ihn.

Wirtschaft und Gesellschaft hat jetzt auch eine und freut sich über jedes “Gefällt mir”.

 


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