Abenomics oder Beisenomics? Entscheiden Sie!

Abenomics ist die Bezeichnung, die sich für den neuen wirtschaftspolitischen Kurs des japanischen Premierministeres Shinzō Abe in kürzester Zeit eingebürgert hat. Abe setzt auf eine expansive Geld- und Fiskalpolitik, um Japan aus der Deflation zu führen. Ob die japanische Wirtschaft dieser noch eine expansive Lohnpolitik zur Seite stellt, ist noch offen. Wenn nicht, wäre dies Wasser auf die Mühlen der Beisenomics. Denn dann wird die expansive Politik mangels Nachfrage voraussichtlich scheitern.

Beisenomics steht für die Politik, die die EU-Kommission, der IWF, vor allem aber Deutschland nun schon seit einigen Jahren der Eurozone aufzwingen: Sie sucht das ökonomische Heil vor allem in staatlichen Ausgabenkürzungen, niedrigen Löhnen, verharmlosend “Strukturreformen” genannt, und dem Versuch, hierüber alle Länder wettbewerbsfähiger zu machen. Ein besonders hartnäckiger Befürworter dieser Austeritätspolitik ist der Chef der Wirtschaftsredaktion der Süddeutschen Zeitung, Marc Beise.

Gerade gestern hat er dies noch einmal unter Beweis gestellt. In seiner regelmäßigen Video-Botschaft war diesmal Abenomics das Thema. Und der Titel nahm das Ergebnis der Sendung bereits genauso sicher vorweg, wie es der Name des Chefredakteurs schon vermuten ließ: “Leichtes Geld – falscher Weg”.

Mit leichtem Geld meint Beise natürlich nicht das Gewicht japanischer Münzen, sondern die Billionen, die die japanische Notenbank und die japanische Regierung in die Wirtschaft “pressen” (Beise). “Der Staat macht das mit Konjunkturprogrammen, aber noch viel schlimmer die japanische Notenbank macht das. Die hat in den vergangenen Jahren rund eine Milliarde Euro in den Markt gedrückt.” Hierin steckt neben der Botschaft, dass Konjunkturprogramme etwas ganz Schlimmes sind, noch ein wunderbarer freudscher Versprecher, der besagt, dass für Beise selbst eine Milliarde Euro zusätzliches Geld schon Teufelszeug sind. Im Gespräch sind aber Summen von 170 Mrd. Euro bis 1,9 Billionen Euro. zeichnet aktuell dann auch ein ganz anderes Bild: “Die ersten beiden Pfeile (Geld- und Fiskalpolitik, T.H.) hat Shinzō Abe bereits verschossen”, führt er auf den NachDenkSeiten aus, “und die Ergebnisse sind erstaunlich positiv. Während die Eurozone in der Rezession versinkt, wuchs die japanische Wirtschaft im ersten Quartal um 0,9% – aufs Jahr gerechnet entspricht dies einem Wachstum von 3,5%. Nur zur Erinnerung: Deutsche Medien feiern bereits ein Jahreswachstum von 0,3% als ´Wirtschaftswunder´. Aktuelle Zahlen weisen zudem darauf hin, dass im März die Ausgaben der japanischen Privathaushalte um stolze 5,2% gestiegen sind und die Einzelhändler ihr bestes Ergebnis seit zwanzig Jahren vermelden konnten.” Wir haben bereits im Januar geschrieben, als die Pläne der neuen japanischen Regierung sich zu konkretisieren begannen: “Die Erwartung der japanischen Regierung erscheint nicht unrealistisch, dass das BIP aufgrund der Mehrausgaben um zwei Prozent zusätzlich zunehmen wird. Die Mehrausgaben entsprechen schließlich rund zwei Prozent der Endnachfrage und auch des BIP. Weil die Staatsausgaben zusätzliche Ausgaben auch des privaten Sektors stimulieren werden, erscheint die Erwartung sogar eher vorsichtig.”

Wenig fundiert ist auch Beises Einschätzung von lang- und kurzfristig. Erklärt er die kurze Phase jener japanischen Politik doch bereits jetzt für gescheitert, nicht aber die seit Jahren gescheiterte Politik in der Eurozone. Dabei hat Beise das Problem zuvor durchaus richtig benannt (wenn wohl auch nicht richtig verstanden): “Warum macht man das? Weil man aus der unsäglichen Deflation herauskommen will, die Japan seit Jahren im Griff hat.” Wie Japan aber dort mit Beisenomics herausfinden soll, bleibt jedem außer Beise und anderen Ideologen auch nach dem Konsum seines “Summa summarum” ein Rätsel. Auch, dass die Länder, die in der Eurozone Beisenomics nun schon seit Jahren in Reinform umsetzen, bereits wie Japan in der Deflation stecken, ist Beise keine Erwähnung wert. Die schwierigste Frage ist schließlich eine, die wir auch nicht beantworten können, sondern wohl nur die Süddeutsche Zeitung selbst: Wie kann man mit solch einem Niveau Chef der Wirtschaftsredaktion einer führenden Zeitung in Deutschland werden? Wahrscheinlich kann dies nicht einmal die Süddeutsche selbst beantworten. Es ist einfach passiert. Doch sehen und hören Sie selbst:

Wirtschaft und Gesellschaft hat jetzt auch eine und freut sich über jedes “Gefällt mir”.


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