Seit Tagen sind die Wirtschaftsredaktionen nun schon aus dem Häuschen. Beispielhaft dafür zuletzt Spiegel online: Börsenboom: Dax springt auf neues Rekordhoch. Leider, leider nur hat – anders als vielleicht in den USA, die eine ganz andere, auf Ausgabenüberschüsse, stimulierende Wirtschaftspolitik verfolgen – dieser “Boom” so gar keine Substanz. Denn, was sollen die deutschen Unternehmen denn mit all ihrem Geld machen? Für produktive Investitionen, die eine dauerhafte Wertsteigerung versprechen und dem “Boom” Substanz verleihen würden, spricht in Deutschland so rein gar nichts zur Zeit. Denn dank der maßgeblich von Deutschland erzwungenen Ausgabenkürzungen und der auf diesen fußenden Rezession in der Eurozone und dank “maßvoller” Lohnabschlüsse auch hierzulande, ist es auch nicht gut bestellt um den Auslastungsgrad der deutschen Industrie, der sich angesichts schleppender Nachfrage nach unten bewegt. Die Auslastung liegt bereits unter dem Niveau des Rezessionsjahres 2003, in dem Deutschland ein negatives reales Wirtschaftswachstum von -0,3 Prozent auswies. Sie sinkt bereist das sechste Quartal in Folge.
Damit gibt dieser wesentliche Konjunkturindikator kein grundsätzlich anderes Bild ab als für die gesamte Eurozone.
Wenn es an Nachfrage mangelt, ist es sehr fraglich, dass der Leitzins der Europäischen Zentralbank, der zur Erklärung des “Booms” herangezogen wird, die Wirtschaft stimulieren kann. In den Krisenländern liegt der Leitzins zudem über dem für dieses Jahr prognostizierten nominalen Wirtschaftswachstum. Nimmt man die Auslastung in der Industrie und die Spannungszahl für Deutschland, ist es darüber hinaus fraglich, ob das ohnehin schwache Wirtschaftswachstum, das für Deutschland prognostiziert wird, nicht noch niedriger ausfällt bzw. auch Deutschland in die Rezession gerät. Auch das kein Anreiz also für Unternehmen zu investieren. Nicht auszuschließen daher, dass auch die Unternehmen lieber in die Börse “investieren” als in Anlagen. Investitionen in letztere sind dann auch in Deutschland seit vergangenem Jahr negativ, selbstredend auch in der Eurozone insgesamt. Vergleiche hierzu ausführlich:
Eurokrise: Eine entscheidende Voraussetzung fehlt, damit Zinssenkungen wirken (Teil I)
Eurokrise: Eine entscheidende Voraussetzung fehlt, damit Zinssenkungen wirken (Teil II)
Eurokrise: Eine entscheidende Voraussetzung fehlt, damit Zinssenkungen wirken (Teil III und Schluss)
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