Konjunktur/Deutschland/OECD/Wirtschaftsausblick
Die OECD hat ihre Wachstumsprognose für Deutschland leicht von 0,6 auf 0,4 Prozent nach unten korrigiert. In ihrer Analyse sind jedoch gleich mehrere Aussagen problematisch.
Zum einen ist es schlichtweg inseriös bei einem “Wachstum” von 0,1 Prozent im ersten Quartal von einem “moderaten Wachstum” zu sprechen, wie es die OECD in ihrem Wirtschaftsausblick für Deutschland unternimmt. Zum anderen geht auch die OECD, wie die deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute, davon aus, dass “steigende Löhne und expansive Finanzierungsbedingungen die Binnennachfrage ankurbeln werden”. “Die Belebung der Binnennachfrage”, so die OECD, “dürfte die Hauptwachstumsquelle darstellen”. Die OECD stellt sogar eine steigende Kapazitätsauslastung fest. Weder aber sprechen die in diesem Jahr erzielten Lohnabschlüsse dafür, dass der gesamtwirtschaftliche Verteilungsspielraum (Produktivität+Inflationsziel der EZB) ausgeschöpft wurde, noch sind die Finanzierungsbedingungen – gemessen an der Differenz zwischen Wirtschaftswachstum und Zinsen – expansiv. Der Auslastungsgrad ist wiederum sehr niedrig. Die Umsätze im Einzelhandel und im Gastgewerbe zeigten zuletzt erneut ein kräftiges Minus. Auch ist eine “Expansion des Wohnungsbaus” zurzeit noch nicht erkennbar.
Das alles haben wir erst jüngst wieder auf der Basis aktueller Wirtschaftsdaten des Statistischen Bundesamts und der Bundesbank thematisiert. Das Ergebnis der OECD, dass das Wirtschaftswachstum in Deutschland sich “wohl nach und nach beschleunigen und 2014 2% erreichen wird”, darf daher getrost als der übliche Zweckoptimismus gewertet werden, den die OECD und auch deutsche Wirtschaftsinstitute sich seit langem zu eigen gemacht haben: am Ende der Analyse und des Prognosezeitraums muss es einfach nach oben gehen. Daher auch die fortlaufenden Korrekturen nach unten.
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