Aberwitziger Kommentar zu Snowden von Horst Kläuser, ARD

Die Schlagzeile macht jeden Skeptiker, zu denen ich mich auch zähle, neugierig: “Snowdens fleckiger Heiligenschein”. Damit hat Horst Kläuser, ARD-Korrespondent in Moskau, seinen überschrieben. Und wissen wir schließlich nicht wirklich viel zu wenig über Edward Snowden – genausowenig wie über vermeintlich Dank Datenschnüffelei verhinderte Terroranschläge, wie die US-Regierung und die Geheimdienste behaupten. Die können uns ja viel erzählen und haben uns schon viel erzählt (Massenvernichtungswaffen im Irak zum Beispiel). Was also hat Kläuser herausgefunden?

Nichts. Dafür aber stellt er aberwitzige Überlegungen darüber an, was Snowden alles hätte bedenken müssen. Dass das noch nicht dem US-Präsidenten und Noch-Friedensnobelpreisträger eingefallen ist.

“Je mehr wir über den 30-jährigen Amerikaner erfahren, desto weniger überzeugend sind seine Motive und Methoden.”

Und dies wirft Kläuser ihm vor:

“Snowden soll dem englischen ´Guardian´, dem er sich anvertraute, gesagt haben, er sei ein ganz normaler Typ, der jeden Tag im Büro sitze und sehe, was passiere. Ehrlicher ist da schon, was er in Hongkong kundtat: Er habe extra deshalb als Administrator bei der NSA angeheuert. Mindestens Vorsatz ist das.”

Kläuser könnte genausogut Günter Wallraff dessen gesamtes Lebenswerk um die Ohren hauen. Was ist schließlich daran zu kritisieren mit “Vorsatz” kriminelle, die Privatsphäre und die Demokratie gefährdende Machenschaften aufzudecken? Richtig, nichts.

Doch es kommt noch doller. Kläusers nächster Vorwurf:

“Das ist der nächste Vorwurf, den sich Snowden gefallen lassen muss: Unter dem Mäntelchen der globalen Verantwortung bringt er Dinge und Verfahren ans Licht, deren Konsequenzen er nicht einschätzen kann.”

Kläuser allen Ernstes weiter:

“Weiß er, was die Chinesen daraus machen, wie sie künftig mit Dissidenten und deren Möglichkeit zu kommunizieren, umgehen werden? Hat er bedacht, dass Bürgerrechtsgruppen in allen möglichen Ländern, die jetzt als seine Fluchtpunkte gehandelt werden – Ecuador, Venezuela, Kuba zuvorderst – möglicherweise in großer Gefahr sind? Wer sich mit dem Teufel einlässt, wird auch die Hitze spüren…Zudem stehen sensible Beziehungen zwischen Ländern und Gesellschaften auf dem Spiel.”

Also lieber heile Welt spielen mit Kläuser? Wäre Wallraff doch besser zu Hause geblieben. So etwas findet doch nur Nachahmer und weiß Gott noch alles. Hätte Orwell besser auch nicht 1984 geschrieben, hätte Dürrenmatt auch besser nicht die Physiker geschrieben, schließlich hätten beide bedenken müssen, dass es tatsächlich so kommen könnte!


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