Konjunktur/Deutschland/Auftragseingänge Industrie/Exporte/Bruttolöhne
Heute hat das Statistische Bundesamt neue Daten für die Auftragseingänge der deutschen Industrie, deutsche Ausfuhren und Bruttolöhne herausgegeben. Gemeinsam ist deren Entwicklung, dass sie auf eine sich vertiefende Rezession in der Eurozone hinweisen.
Die folgende Graphik zu den Auftragseingängen – wir haben eine lange Reihe zugrunde gelegt – zeigt, wie sich die Aufträge aus der Eurozone weiter nach unten entwickeln. Vor dem Ausbruch der Finanz- und Eurokrise fand die Entwicklung unter umgekehrten Vorzeichen statt. Das stützt unsere Einschätzung, dass sich Deutschland schon seit längerem der Rezession in der Eurozone nicht entziehen kann, die sich weiter zu vertiefen scheint.
Dafür spricht auch die Entwicklung der Ausfuhren in die Eurozone, die im April ebenfalls rückläufig waren. Aufgrund der Rezession in der Eurozone und der tiefen Depression in einzelnen Ländern der Eurozone, richtet sich auch weniger Nachfrage auf Waren aus Deutschland. Interessant auch, dass das vermeintliche Musterland Deutschland gleichzeitig weit entfernt davon ist, mehr Waren aus der Eurozone nachzufragen und damit den Krisenländern aus der Rezession zu helfen. Die von unverantwortlichen Politikern wie Schäuble oder Lambsdorff beschworenen Exporterfolge der Krisenländern finden auch in der deutschen Handelsbilanz keine Bestätigung. Sowohl die Exporte (-2,0%) in die Eurozone als auch die Importe (-0,7%) aus der Eurozone waren in den ersten vier Monaten des Jahres gegenüber dem Vorjahreszeitraum rückläufig. Über diese Entwicklung täuscht die Überschrift des Statistischen Bundesamts – “Deutsche Ausfuhren im April 2013: + 8,5 % gegenüber April 2012″ – hinweg. Dagegen profitiert Deutschland von den Ländern, die, anders als es die deutsche Wirtschaftspolitik für die Eurozone proklamiert, ihre Konjunktur ankurbeln, maßgeblich Japan und die USA. Die Ausfuhren in Drittländer stiegen im Beobachtungszeitraum um 3,1 Prozent. Eingeführt hat Deutschland aus Drittländern aber deutlich weniger als im Vorjahreszeitraum (-4,8%). Das ist ein außenhandelspolitischer Skandal ersten Ranges. Deutschland setzt in den Drittländern fort, was es bis zum Ausbruch der Eurokrise in der Eurozone praktizieren konnte: seine Exportüberschusspolitik.
Wie schlimm es den Menschen in den Krisenländern ergeht, wird schließlich in der Entwicklung der Bruttolöhne- und Gehälter deutlich, die das Statistische Bundesamt ebenfalls heute veröffentlicht hat. Gegenüber Vorjahr sind diese in Griechenland noch einmal um 10 Prozent zurückgegangen, in Portugal um 7,7 Prozent, in Spanien um 0,4 Prozent. In Irland sind sie leicht um 1,2 Prozent gestiegen (zu Irland siehe jedoch: Erfolgsmodell Irland?).
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