Porsche Betriebsratschef, Uwe Hück, will eine Paywall für Nicht-Gewerkschaftsmitglieder durchsetzen. Gewerkschaftsmitglieder sollen, wenn es nach ihm geht, einen Bonus erhalten – mit anderen Worten: Nicht-Gewerkschaftsmitglieder weniger. Genauer: Noch weniger, als ohnehin schon. “Es kann nicht sein, dass die IG-Metall-Mitglieder etwas erkämpfen, und zum Schluss kriegen all die Beschäftigten, die nicht mitgewirkt haben, das Gleiche”, sagte er der Stuttgarter Zeitung und wirft den Nicht-Gewerkschaftsmitgliedern vor, “Trittbrettfahrer” zu sein. Die Betriebsratsvorsitzenden von VW, Audi und MAN sollen bereits ihre Unterstützung signalisiert haben. Na, dann gute Nacht.
Wenn jemand so redet, wie Uwe Hück, liegt es mit etwas Erfahrung nahe, zunächst einmal zu schauen, ob dieser “Arbeitnehmervertreter” ein SPD-Genosse ist. Und natürlich, er ist´s. Und nicht nur das. Laut wikipedia hat er 2005 die Wahlkampagne Gerhard Schröders und dessen Reformpolitik unterstützt. In der SPD-Zeitung Vorwärts liest sich das am 7. April 2011 so:
“Im Wahlkampf 2005 unterstützte er Gerhard Schröder und seine Reformpolitik. ´Die SPD muss modern werden und dahin gehen, wo die Menschen Probleme haben.´ Und es muss ihr gelingen, wieder authentisch zu sein. ´Wir müssen stärker die Sprache sprechen, wo die Menschen verstehen´, sagt Hück in seinem Schwäbisch. ´Wenn ich in der Politik wäre, würde ich dafür sorgen, dass wir da wieder hinkommen.´ Dann öffnet er die Tür seines gelben Porsche. Bevor er einsteigt, sagt er noch: ´Und die Gefahr, dass ich in die Politik gehe, wird immer größer.”
In der Tat wäre Hück mit seinem Gedankengut ein weiterer Gefahrenherd für eine sozialdemokratische Politik, die es, wie jeder aufgeweckte Leser weiß, seit Gerhard Schröder ja im Grunde genommen nicht länger gibt, sondern in ihr Gegenteil verkehrt wurde.
Hück müsste sich nämlich zuerst einmal fragen, was die IG-Metall seit der Schröder-Ära für die Beschäftigten denn groß “erkämpft” hat. Hier ein Hinweis:
Auch die IG-Metall hat in den zurückliegenden Jahren nicht den Verteilungsspielraum ausgeschöpft (siehe hierzu: Lohnverhandlungen: IG-Metall – richtiges Ziel, falsche Argumentation und Tarifverhandlungsergebnis der IG-Metall wird Verteilungsspielraum voraussichtlich nicht ausschöpfen; siehe hierzu jetzt auch regelmäßig: “Arbeitskosten”: Verteilungsspielraum ausgeschöpft?). Das ist nun wirklich keine gute Visitenkarte für die Mitgliederwerbung. Und Hück widerspricht dem nicht einmal, wenn er feststellt: “Der Tarifabschluss war nicht der große Knaller.” Und: “Die Glaubwürdigkeit der IG Metall hat darunter gelitten.”
Anstatt aber zu hinterfragen, wie es denn dazu kommen konnte, arrangiert sich dieser “Arbeitnehmervertreter” und “Sozialdemokrat” mit der unbefriedigenden Situation und versucht Kapital für seine immer kleiner werdende Klientel herauszuschlagen. Das wird Gerhard Schröder und seinen Handlangern gut gefallen. Versucht Hück doch darüber hinwegzutäuschen, dass für eben diese Entwicklung die Agenda 2010 verantwortlich zeichnet. Denn sie hat die Verhandlungsmacht der Gewerkschaften insgesamt dramatisch geschwächt und so auch dazu beigetragen, dass die Arbeitnehmer keinen Sinn mehr darin sehen, aus immer dürftigeren Löhnen auch noch für Gewerkschaften Beiträge zu entrichten, deren Tarifergebnisse, wie Hück ja selbst feststellt, “nicht der große Knaller” sind.
Die Arbeitnehmer (Gewerkschaftsmitglieder und Nicht-Gewerkschaftsmitglieder) sollten sich gegen solch Betriebsratsvorsitzende mit aller Macht zu Wehr setzen und eine Politik im Interesse der gesamten Arbeitnehmerschaft einfordern. Dieses Interesse wird am besten dadurch vertreten, dass die Grundlage für verteilungsneutrale Lohnabschlüsse wieder geschaffen wird. Dazu müssten Arbeitnehmervertreter, die ihren Namen verdienen, die Politik dazu auffordern, die Hartz-Gesetzgebung zurückzunehmen. Da Hück diese aber offensichtlich befürwortet bzw. nicht in Frage stellt ist er dazu der falsche Mann. Er ist nicht Lösung, sondern Teil des Problems der schwachen Arbeitnehmervertretungen und in deren Folge schlechter Lohnabschlüsse.
Wirtschaft und Gesellschaft hat jetzt auch eine und freut sich über jedes “Gefällt mir”.
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