Kurz nachgeschaut: Erfolgsfall Lettland?

Gestern wurde bekannt, dass Lettland als zweites baltisches Land nach Estland zum 1. Januar 2014 der Eurozone beitreten soll. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung kommentierte das feierlich und salbungsvoll so:

“Dass in Lettland von 2014 an mit Euro gezahlt wird, ist ermutigend. Lettland krönt damit einen harten Wirtschaftskurs, den sich die reicheren, aber EU-Hilfen benötigenden südeuropäischen Länder zum Vorbild nehmen sollten. Natürlich sind im kleinen Lettland mit seiner im Kommunismus Leid gewohnten Bevölkerung zweistellige Renten- und Gehaltskürzungen leichter durchsetzbar als in südeuropäischen Sozialstaaten. Aber das lettische Beispiel zeigt immerhin eindrucksvoll, dass ein im Euroraum zunehmend als ‘Austerität’ verpönter Kurs wirkt. Schließlich ist die lettische Wirtschaft schon seit drei Jahren die am schnellsten wachsende in der EU.”

Sieht man einmal von der Erkenntnis ab, dass die FAZ sich bis heute nicht von den Nachwirkungen des Kalten Krieges erholt zu haben scheint, wie “eindrucksvoll ist “das lettische Beispiel” nun wirklich?

Hier einige Indizien. Wir haben den Zeitpunkt vor Ausbruch der Krise (2007) gleich 100 gesetzt, um erkennen zu können, wie “eindrucksvoll” die Austeritätspolitik der lettischen Regierung tatsächlich war.

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Wie man leicht erkennen kann, ist die Arbeitslosigkeit im Zuge der seit Ausbruch der Krise brutal gekürzten staatlichen Ausgaben und Löhne drastisch angestiegen und verharrt weiterhin auf hohem Niveau. Löhne und mit ihnen der private Konsum und, aufgrund der damit verbundenen mangelnden Nachfrage, auch die Wirtschaftsleistung, das Bruttoinlandsprodukt, verharren wiederum weit unter Vorkrisenniveau.

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Schlimmes für die Zukunft verheißt auch die Entwicklung der Bruttoanlageinvestitionen,  – für die FAZ: die sind das Herzstück einer funktionierenden Marktwirtschaft – die sich ebenfalls von ihrem schweren Einbruch im Zuge der Austeritätspolitik kaum erholt haben.

Was dem Kommunismus folglich am meisten ähnelt, ist die realitätsferne Wirtschafts-Berichterstattung der FAZ.

Wirtschaft und Gesellschaft hat jetzt auch eine und freut sich über jedes “Gefällt mir”.

 


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