Der Konvent der SPD hat zumindest einen zu Tränen gerührt, den SPD-Kanzlerkandidaten. Und so wurden dann auch aufs Neue alle so genannten deutschen Leitmedien zum Boulevard. Und passiert es nicht auch viel zu selten, dass Politiker Gefühl, noch mehr, Mitgefühl zeigen? Natürlich. Jedenfalls, wenn es um die Opfer ihrer Politik geht. Kein Mitleid und kein Mitgefühl für Hartz IV Beziehende, kein Mitleid für Senioren mit Armutsrenten, kein Mitleid für “Aufstocker”, Mini-Jobber, Leiharbeiter, zehntausende Schüler, die ohne einen Abschluss die Schule verlassen. Wohin man auch schaut, nur gnadenlose Politiker. Und wer hätte erwartet, dass ausgerechnet Steinbrück mit dieser Regel bricht und gleichzeitig auch noch deutlich macht, warum in Sachen Mitgefühl in Deutschland auch im Sommer Winter ist?
Nun ist es klar – nur kein Medium, außer wir natürlich, hat Steinbrück richtig verstanden: Steinbrück ist “stolz” auf die Agenda 2010, das wohl kälteste Projektil, mit dem je eine bundesdeutsche Partei auf ihre eigene Bevölkerung, ja selbst auf ihre eigene, damals noch vorhandene Wählerschaft zielte, ohne dass er jemals Mitgefühl mit den Opfern gezeigt hätte, weil, ja weil, und das gab er uns ja gestern so unmissverständlich zu verstehen, weil er all sein Mitgefühl und Mitleid für sich selbst benötigt. Er ist sozusagen ein Subsistenzbemitleider; alles Mitgefühl, das er produziert, verbraucht er selbst. Da bleibt nichts übrig für die Anderen. Tut uns wirklich leid! Sie fragen sich bzw. mich, ob ich Mitleid mit Peer Steinbrück habe? Ja, aufrichtig sogar. Aber fragen Sie mich jetzt bitte nicht, ob ich ihn mir als Bundeskanzler wünsche. Danke.
(Nur falls es Ihnen nicht auffällt; wir haben hier bewusst ein Video eines schweizer Mediums, zugegeben Boulevard, aber da gehört es ja auch schließlich hin, eingebettet; denn auch die Schweizer haben Steinbrück noch nie Leid getan, noch nie.)
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