Vor zwei Tagen ließ der ehemalige US-Botschafter der USA in Berlin, John Kornblum, tief blicken, was er von Freiheit hält, wie schnell, vielleicht noch schneller als in Deutschland, Eliten in den USA auf kritische Fragen gereizt reagieren, und was Snowden wohl für eine Atmosphäre in den USA erwarten würde, sollte er dorthin ausgeliefert werden.
Auf die naheliegende Frage des Moderators im Interview mit dem Deutschlandfunk:
“Mr. Kornblum, auch in den USA gibt es ja Proteste gegen die Abhörpolitik der US-Geheimdienste, aber die fallen im Umfang doch eher gering aus. Liegt das daran, dass im Land der Freien, wie es in der US-Hymne heißt, kaum noch jemand Wert legt auf die individuelle Freiheit, also zum Beispiel auf die Freiheit, E-Mails zu verschicken, ohne dass das registriert wird?”,
antwortete Kornblum hörbar aufgebracht:
“Das ist eine ziemlich tollkühne Feststellung, die Sie da gemacht haben.”
Der Moderator daraufhin:
“Eine Frage! – Eine Frage, und die darf tollkühn sein.”
Kornblum:
“Nein, es war eine Feststellung! Es war eine Feststellung!”
Kornblum sprach schließlich auch davon, dass man dem Staat in den USA “viel mehr vertraut”, als in der Bundesrepublik, aufgrund der Vergangenheit der Geheimdienste hier.
Dass dazu überhaupt kein Anlass besteht, verrät indes Whistleblower Daniel Ellsberg, berühmt geworden durch seine Enthüllungen über den Vietnam-Krieg. In einem Gastbeitrag für die Süddeutsche Zeitung schreibt er, dass das, was unter Nixon noch als kriminell galt, heute in den USA legal sei. Wäre Snowden in den USA geblieben und hätte sich einem Verfahren gestellt, so Ellsberg, “säße er genauso wie Bradley Manning ohne Kontakt zur Außenwelt in einer Gefängniszelle.” Ellsberg nennt die USA wegen ihrer ausgreifenden Überwachungsmethoden “Vereinigte Stasi von Amerika”.
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