Heute hat das Statistische Bundesamt eine Pressemeldung zum Außenhandel Deutschlands mit den USA herausgegeben. Die Überschrift ist sensationell: “Deutschland ist für die Vereinigten Staaten wichtigster Handelspartner in der EU”.
Wie erstaunlich zunächst einmal, dass die mit Abstand größte Volkswirtschaft, die zudem noch immer neue Rekorde im Außenhandel erzielt, doch tatsächlich der wichtigste Handelspartner der USA in der EU ist. Meine Güte. Guten Morgen! Ist jemand zuhause?
Der Text der Pressemitteilung macht dann aber immerhin zumindest für den aufmerksamen Leser den eigentlich interessanten Sachverhalt deutlich und zeigt, die Überschrift ist nicht nur “sensationell”, sie lenkt auch vom eigentlichen Problem ab, das Deutschland im Außenhandel mit den USA wie anderswo produziert: “Gegenüber dem Jahr 2011 stiegen die deutschen Ausfuhren in die Vereinigten Staaten um 17,7 % und die Einfuhren aus den Vereinigten Staaten um 4,3 % an.” Und, noch einmal wunderbar abgelenkt: “Sowohl der Anstieg bei den Ausfuhren als auch bei den Einfuhren war im Vergleich zur Entwicklung der gesamten Aus- und Einfuhren Deutschlands überdurchschnittlich (gesamte Ausfuhr: + 3,4 %, Einfuhr: + 0,7 %).”
Wie schön und beruhigend und überhaupt einfach toll, dass auch die Einfuhren aus den USA “überdurchschnittlich” waren und nicht nur die Ausfuhren. Was bei einem Durchschnitt von +0,7 bei den Einfuhren insgesamt nun auch wahrlich keine so große Kunst ist. Aber es hilft doch wunderbar, darüber hinwegzuspielen, dass die deutschen Ausfuhren in die USA tatsächlich um mehr als das Vierfache als die Einfuhren aus den USA gestiegen sind. Das könnte die USA doch wirklich auf – aus deutscher Sicht – dumme Gedanken bringen. Wir haben das skandalöse Handelsungleichgewicht bereits Ende vergangenen Jahres einmal aus Sicht der USA beleuchtet und darin unter anderem ausgeführt:
“Man lese dies aber einmal aus amerikanischer Perspektive. Denn während die Importe aus Deutschland in die USA tatsächlich explodiert sind (Oktober 2010 bis Oktober 2012:: + 23,3%) , sind die amerikanischen Ausfuhren nach Deutschland im selben Zeitraum sogar gesunken(-5,7%). Im Zeitraum Januar bis Oktober 2012 gegenüber Januar bis Oktober 2010 sind die Importe aus Deutschland in die USA um 32,3 Prozent gewachsen, die Exporte aus den USA nach Deutschland aber nur um 4,1 Prozent.
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Wirtschaft und Gesellschaft hat jetzt auch eine und freut sich über jedes “Gefällt mir”.
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Die ohnehin schon weit geöffnete Schere in der Handelsbilanz hat sich so noch weiter vergrößert – und mit ihr die (Gesamt-)Verschuldung der USA.”
Und:
“Die Deutschen profitieren davon, dass die USA viel unternehmen, um ihre Binnenwirtschaft wieder auf Wachstumskurs zu bringen. Umgekehrt erleiden die USA Verluste durch die einseitig auf Exportwachstum, Ausgabenkürzungen und Haushaltskonsolidierung, nicht aber auf das Wachstum der Binnenwirtschaft setzende Bundesregierung.
Was liegt also näher, als zwei Fliegen mit einer Klappe bzw. in diesem Fall mit einer Klippe zu schlagen: Eine Besteuerung von Importen aus Deutschland in die USA bzw. die Erhebung von Strafzöllen auf deutsche Einfuhren würde nicht nur helfen, in den USA die Steuer- bzw. Staatseinnahmen zu erhöhen, sondern auch das außenwirtschaftliche Ungleichgewicht zwischen den USA und Deutschland zu minimieren. Gleichzeitig würden die USA ein Zeichen setzen, dass ihre Geduld mit Deutschland am Ende ist und sie nicht länger zu akzeptieren gewillt sind, dass Deutschland nun schon über Jahre auf Exportüberschüsse also die Verschuldung anderer Staaten bei seiner Wirtschaftsentwicklung setzt.” (Quelle: Fiskalklippe/Neujahrsgruß aus Deutschland an die USA: Statt Steuern für die US-Bürger zu erhöhen und Staatsausgaben zu senken: Steuern auf Einfuhren aus Deutschland erheben)
Erst im Juni hatten wir die Daten zum Außenhandel der USA mit Deutschland noch einmal aktualisiert (im Abonnement). Hier aus aktuellem Anlass jetzt für alle Leser eine Graphik daraus (die Daten sind darüber hinaus aktueller als die des Statistischen Bundesamtes und reichen bis zum April 2013; diese Arbeiten sind aufwendig, unsere bitte daher: unterstützen Sie Wirtschaft und Gesellschaft mit einem Abonnement):
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