Medien/Medienbeobachtung/Parteien/Bundestagswahl
Der Deutschlandfunk bezeichnet sich selbst als das “mit Abstand reichweitenstärkste Informationsprogramm in der Bundesrepublik.” Nach Angaben des öffentlich-rechtlichen Senders “wird der Deutschlandfunk mit seinem bundesweit einmaligen Nachrichten- und Informationsgebot täglich (Mo-Fr) von 1,48 Millionen Hörern eingeschaltet. Das ist eine Tagesreichweite von zwei Prozent. Gut sechs Millionen Hörer schalten den Deutschlandfunk regelmäßig ein.” Wirtschaft und Gesellschaft – Analyse und Meinung hat nunmehr über die vergangenen vier Monate das Online-Archiv des Deutschlandfunks unter anderem danach ausgewertet, wie häufig die im Bundestag vertretenen Parteien im Deutschlandfunk in Interviews zu Wort kommen. Zwar sind nicht alle vom Deutschlandfunk geführten Interviews dort archiviert; für die mit Politikern in den relevanten Informationssendungen geführten Interviews dürfte das Archiv jedoch repräsentativ sein. Unsere Auswertung verweist auf eine deutliche Benachteiligung der Linken. Diese Benachteilung ergibt sich auch, wenn man den Oppositionsstatus gegenüber den Regierungsparteien Rechnung trägt. Kann es innerhalb eines Monats noch aufgrund einzelner Themenschwerpunkte (z.B. Parteitage, Themen, die mit einer Partei stärker in Verbindung gebracht werden, etc.) zu einer ungleichen Behandlung der Parteien kommen, so ist dies über mehrere Monate hinweg kaum zu rechtfertigen. Die Medienpräsenz von Parteien ist eine entscheidende Größe dafür, wie demokratisch und wie ausgewogen die Meinungsbildung in der Bevölkerung beeinflusst wird. Vor einer Bundestagswahl kommt diesem Sachverhalt umso mehr Bedeutung zu.
Die folgende Graphik gibt Auskunft darüber, wie häufig Politiker aus den im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien zwischen April und Juli in Interviews mit dem Deutschlandfunk zu Wort gekommen sind.
Die Linke landet jedoch nicht nur bei dieser Gegenüberstellung der absoluten Anzahl der geführten Interviews weit abgeschlagen auf dem letzten Platz – obwohl Die Linke seit der Bundestagswahl 2009 mit 11,9 Prozent im Deutschen Bundestag stärker vertreten ist als Bündnis 90/Die Grünen mit 10,7 Prozent.
Gewiss, die Grünen können zum einen aufgrund ihres längeren Bestehens als die etabliertere, bundesweit in der Bevölkerung stärker verankerte Partei angesehen werden. Kann das aber rechtfertigen, dass Politiker der Grünen in den vergangenen vier Monaten fast sechs Mal, zuletzt im Juli sogar mehr als sieben Mal so häufig interviewt worden sind als Politiker der Linken? Zum anderen kann man die Auffassung vertreten, dass Regierungsparteien häufiger nach ihrer Meinung gefragt werden, als die Oppositionsparteien. Rechtfertigt das aber den gewaltigen Abstand der Linken, auch in Anbetracht dessen, dass die SPD in der Opposition gleichauf mit der Partei liegt, die die Bundeskanzlerin stellt?
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Berücksichtigt man nun den Oppositionsstatus von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke, klammert daher die Regierungsparteien aus und legt die Wahlergebnisse der letzten Bundestagswahl aus dem Jahr 2009 zugrunde, um zu einer “gerechten”, jenen Ergebnissen entsprechenden Verteilung der geführten Interviews zu gelangen, hätte die SPD von April bis Juli zwei Interviews weniger geführt, Bündnis 90/Die Grünen 20 Interviews weniger, Die Linke aber 22 Interviews mehr.
Legt man die Bundestagswahlergebnisse insgesamt zugrunde, verändert sich dieses Bild nur graduell, nicht aber für Die Linke.
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