Alltag im Regierungsviertel: Hundstage

Bereits beim früh morgendlichen Lauf durch das Regierungsviertel erzwangen die Temperaturen schon mal eine Rast; doch sei´s drum; es sind halt Hundstage; andere haben schon aus ganz anderen, weit weniger harmlosen Gründen Halt vor dem Kanzleramt gemacht und laut herumgeschrien bzw. herein geschrien – noch heute geistert laut Aussagen der gemächlich um das Kanzleramt streifenden Polizisten an einigen, besonders dunklen Tagen gespenstisch die Stimme Gerhard Schröders um das Kanzleramt: Ich will hier rein. Ach, hätte er es damals doch Kollegin Hilka gleich getan. Millionen Niedriglöhner wären heute gut im Futter, Hartz würde immer nur ohne t geschrieben, die Rente wär´noch sischer und es gäbe keine Eurokrise. Die Kanzlerin hat derweil noch geschlafen und war noch nicht vor Ort. Das wäre, wenn es nach Steinbrück geht, wohl auch zu viel verlangt; für das Gehalt auch noch früh aufzustehen.

Aber so früh morgens war es ja noch vergleichweise kühl. Kein Vergleich zum Nachmittag, als wir, immer möglichst nah am Geschehen, vor der guten alten Wasserpumpe, die die Front des ARD-Hauptstadtstudios ziert, erneut Halt machten. Hier labt sich jedoch zunächst der Hund unserer Nachbarin, dieses possierliche Tierchen. Hilka pumpte ihm schnell ein kühles Blondes auf die Zunge. Die Passanten staunten nicht schlecht – nicht wegen der Hunde, sondern weil man hier im Regierungsviertel einfach nicht gewohnt ist zu teilen (teilen kennen Bundestagsabgeordnete nur als Option bei facebook). Ein Politikum. Gar eine neue politische Bewegung? Für eine Revolution war es aber heute vielleicht doch einfach zu heiß.


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