Alltag im Regierungsviertel: Vorsicht, Rückgabe! Ausgeliefert an Clarks Ecco Shop und Inter Card – Ein Einzelfall?

Am letzten Wochenende im April ging ich ein Paar Schuhe kaufen. Das Schuhgeschäft meiner Wahl: Clarks Ecco Shop in Bahnhof Friedrichstraße im Zentrum Berlins, Regierungsviertel. Die acht Jahre, die ich jetzt hier lebe, habe ich schon viele Schuhe dort gekauft. Dieses Mal aber war es, was ich zu jenem Zeitpunkt noch nicht ahnte, das letzte Mal. Dass ich jetzt, genau vier Monate später, die folgende Episode bis zu ihrem dann doch noch glücklichen Ende erzählen kann, ist ausschließlich einer Verkäuferin zu verdanken, die als einzige von allen Mitarbeiterinnen, mit denen ich es im Clarks Ecco Shop und bei Inter Card zu tun bekam, das Wort Mitarbeiterin im wörtlichen Sinne – erweitert um die Auszeichnungen Mitdenkerin und Mitmensch – verdient. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese herzensgute Dame entsprechend ihrer Fähigkeiten bezahlt wird. Es müsste schon ein fürstlicher Lohn sein.

Am Montag, den 29. April, musste ich das Paar Schuhe bereits wieder zurückbringen. Ein Materialfehler. Anstandslos nahm eine Verkäuferin das Paar Schuhe nach kurzer Rücksprache mit einer Kollegin zurück und bat um meine EC-Karte. Hätte ich gewusst, was auf mich zukommen würde, ich hätte alles getan, alles, um mein Geld Bar zurück zu erhalten. Da ich aber bis heute nicht dazu befähigt bin, in die Zukunft zu schauen, reichte ich ihr arglos meine EC-Karte über den Kassentresen und bekam wenig später einen Bon zurück, mit der Auskunft, dass der Betrag jetzt meinem Bankkonto gutgeschrieben würde. Der Bon – ich habe ihn gerade noch einmal hervor geholt – gibt Auskunft über das Modell des zurückgegebenen Schuhs, die Nummer (!) der Verkäuferin, “Verk. xx”, die Artikel-Nummer und die gut geschriebene Summe: 140 Euro.

Es war vielleicht ein Monat daraufhin vergangen, da rutschte mir eben jener Bon erneut zwischen die Finger, als ich mein Portemonnaie auszumisten begann. Längst hatte ich den Vorgang vergessen. Nicht, weil ich zu viel Geld hätte. Das Gegenteil ist der Fall. Jedenfalls fiel man dann sofort ein, worum es sich bei diesem Zahlungsbeleg handelte. Nachdem ich mich mit einem Blick in mein Bankkonto vergewissert hatte, dass noch keine Gutschrift erfolgt war, griff ich zum Telefon. Denn ganz oben auf dem Bon stand die Telefonnummer von Clarks Ecco Shop. Warum denn meine Gutschrift immer noch nicht eingegangen sei, fragte ich und meine mich zu erinnern, dass ich bereits damals schon leicht verärgert war. Damit hätten sie jetzt nichts mehr zu tun, antwortete mir die Verkäuferin am anderen Ende der Leitung. Ich sollte doch einmal meinen Bon umdrehen und die dort stehende Nummer anrufen. Für den Zahlungsvorgang sei nämlich die Firma Inter Card verantwortlich. Und wiederum meine ich mich zu erinnern, dass mich schon damals ärgerte, dass ich mich als Kunde darum kümmern und dafür auch noch Telefongeld aufbringen musste, dass meine Gutschrift bei mir einging. Dieser aufkeimende Ärger wich der Überraschung, als mir wiederum eine Dame am anderen Ende der Leitung, diesmal bei Inter Card, mitteilte, dass das völlig in Ordnung ginge – das sei völlig normal, dass das so lange dauert. Verwundert ließ ich mich so abspeisen.

Dann, längst hatte ich den Vorgang erneut völlig vergessen, fiel mir wieder jener Bon, den ich beim vorherigen Ausmisten meines Portemonnaies natürlich nicht aussortiert, sondern wieder zurück bugsiert hatte, ein zweites Mal in die Hände. Drei Monate waren seitdem vergangen, fast vier Monate seitdem ich die Schuhe zurückgegeben hatte. Nachdem ich wieder mein Bankkonto gewissenhaft geprüft hatte, musste ich feststellen, dass das Geld immer noch nicht überwiesen war.

Erneut wählte ich die auf dem Bon stehende Nummer des Clarks Ecco Shops an, nur um ein weiteres Mal mitgeteilt zu bekommen, dass ich doch Inter Card anrufen müsse, um das zu klären. Dieses Mal war ich aber schon soweit, die Verkäuferin gehörig zusammenzustauchen, dass ich nicht einsehen könne, warum ich als Kunde für das Unvermögen ihres Geschäfts und Inter Cards büßen müsse, und dass sie doch gefälligst dort anrufen solle. Das tat sie dann sogar, nur um mir mitzuteilen, dass Inter Card ihr mitgeteilt habe, dass das Geld überwiesen worden sei. Wann das denn gewesen sein soll, dass Inter Card mir das Geld überwiesen hat, hakte ich nach. Das hätte sie nicht gefragt. Ich sagte ihr, dass sie dann eben noch einmal dort anrufen und genau dies fragen solle. Nein, das müsse ich schon selber tun, antwortete sie.

So prüfte ich erneut mein Konto und stellte fest: Das Geld war wirklich noch nicht eingegangen. Und so rief ich wohl oder übel noch einmal bei Inter Card an. Und was antwortete mir die Dame bei Inter Card? Das Geld wäre schon an Clarks Ecco Shop ausgezahlt bzw. freigegeben worden und daher müsste ich mich an Clarks Ecco Shop wenden. Ich konnte es zugegeben nicht fassen. Ich fragte nach, wann das Geld denn freigegeben worden sei. Das könne sie mir erst Morgen sagen, weil die zuständige Abteilung jetzt nicht mehr besetzt sei. Am nächsten Morgen erfuhr ich, dass das Geld am 9. Mai an Clarks Ecco Shop freigegeben worden sei.

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Wirtschaft und Gesellschaft hat jetzt auch eine und freut sich über jedes “Gefällt mir”.

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Ich zog eine Zwischenbilanz. 1. Falsch war von Anfang an die Auskunft der Verkäuferin bei Clarks Ecco Shop, dass Clarks Ecco Shop nicht für die Überweisung zuständig sei. 2. Falsch war sowieso, dass Clarks Ecco Shop meinte, ich müsse mich als Kunde darum kümmern und Inter Card anrufen. 3. Falsch war auch die Auskunft damals von Inter Card, dass das schon in Ordnung ginge, dass das so lange dauere. 4. Jetzt reicht´s!

Ich machte mich auf den Weg, den ich zuletzt vor fast genau vier Monaten schon einmal eingeschlagen hatte, als ich, arglos wie ich bin, meinte, ein Paar Schuhe mit einem Materialfehler zurückgeben zu können und einfach so mein Geld zurück zu erhalten. Und nun nimmt die Geschichte, die eine wahre Horror-Geschichte ist, die wundersame nicht minder wahre Wende zum Guten.

Immer noch aufgebracht trete ich ein und schildere der mich mit großen freundlichen Augen anschauenden Verkäuferin den Sachverhalt, die unendliche Geschichte einer Schuhrückgabe. Und was macht sie? Geradezu mütterlich ihr Verständnis. Sie würde jetzt sofort bei der Buchhaltung anrufen und fragen, ob die Zahlung von Inter Card eingegangen bzw. freigegeben worden sei. Als hätte sie die Geschichte selbst erlebt, trägt sie sie vor meinen Augen der Kollegin in der Buchhaltung am anderen Ende der Leitung vor. Sie bittet inständig darum, dass ich heute noch zurückgerufen und über den Hergang informiert werde. Ich hätte sie am liebsten umarmt nachdem sie nach dieser Heldentat den Hörer aufgelegt hatte. Artig bedankte ich mich für ihr Verständnis und ihre Hilfe.

Der Nachmittag verlief dann ohne besondere Vorkommnisse. Auch wurde ich nicht angerufen von der Buchhaltung des Clarks Ecco Shop, was für mich, das gebe ich zu, nach alldem, was ich mit diesem Laden erlebt hatte, nun wirklich auch ein besonderes, sehr besonderes Vorkommnis gewesen wäre.

Und so rief ich dann am frühen Abend noch einmal im Clarks Ecco Shop an. Da ich sofort meine Herzens-Verkäuferin erkannte, legten sich meine Emotionen und ruhig hauchte ich in den Hörer, dass ich leider noch nicht angerufen worden sei von der Buchhaltung des Clarks Ecco Shops. Ich spürte ihre Betroffenheit durch den Telefonhörer hindurch und hatte das Gefühl, sie auffangen zu müssen, ob dieser schlechten Welt. Selbstverständlich würde sie mich jetzt morgen früh anrufen, um mir Bescheid zu geben, was denn nun Sache sei. Und bei ihr hatte ich nicht den leisesten Zweifel, dass dies auch so geschehen würde und fiel wenig später in einen ebenso erschöpften wie tiefen Schlaf. Alles würde doch am Ende gut werden.

Und tatsächlich erhielt ich am Vormittag darauf den ersehnten Anruf. Die Verkäuferin, die nun wirklich nichts dafür konnte, dass ich vier Monate auf mein Geld warten musste, entschuldigte sich aufrichtig für die ganzen Unannehmlichkeiten, die mir widerfahren seien. Das Geld werde heute noch überwiesen. Es seien Dateien verschwunden, die auch meinen Zahlungsvorgang enthalten hätten. Hätte nur die erste Verkäuferin auch so gehandelt und mit gedacht und sich um Aufklärung bemüht oder die Frau bei Inter Card. Oder oder oder. Aber ist es am Ende nicht so, dass das Verhalten jener Verkäuferin, die mich zuletzt bediente, alles mehr als aufwiegt? Und hätte ich ihr Verhalten so zu schätzen gewusst, wenn das alles vorher nicht passiert wäre? Niemals! Achtloser, ich! Geschieht es mir also nicht gerade recht? Wie dem auch sei. Am 29. August, auf den Tag genau vier Monate nach meiner Rückgabe der Schuhe, sind auf meinem Konto 140 Euro eingegangen. So jedenfalls endet diese Geschichte doch noch fröhlich und versöhnlich. Und sie zeigt ein weiteres Mal: Ohne den fürsorglichen, hilfsbereiten Menschen ist alles Nichts. Und: Geben Sie ja nichts zurück, ohne Ihr Geld bar in Empfang zu nehmen. Denn darauf, dass Sie, wie ich, am Ende doch noch einem Engel begegnen, sollten Sie vielleicht doch nicht gar zu sehr vertrauen. Zu guter letzt: Ich wünschte, das alles wäre Ilse Aigner passiert. Denn irgend etwas scheint nicht zu stimmen mit dem Verbraucherschutz.


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