Mit der Übernahme der Washington Post durch den Chef von Amazon, Jeff Bezos, und dem Wandel im Hause Springer beherrscht die Zeitungskrise wieder die Medien. Ich halte es seit längerem für sehr wahrscheinlich, dass das Print-Medium vom Online Medium abgelöst wird und, vergleichbar mit der traditionellen Schallplatte (und bald wohl auch der CD) bald nur noch ein Nischendasein führen wird. Das ist nicht nur eine Generationenfrage. Klar, die Jüngeren werden mit dem Online-Medium, dem Online-Journalismus groß. Aber wie oft lesen Sie, sollten Sie schon zum älteren Eisen gehören, noch regelmäßig die gedruckte Tageszeitungen oder haben diese gar abonniert im Vergleich zu Ihrem Leseverhalten vor sagen wir zwei Jahren?
Die so genannte Zeitungskrise ist aber nicht allein eine Zeitungskrise. Man könnte, ja, man sollte sogar so weit gehen, zu sagen, dass dieser Begriff nur insoweit richtig ist, wie die so genannte Krise der Textilindustrie in den 1970er Jahren, oder die so genannte Krise des Bergbaus, der Kohle und so weiter. Warum? Weil die problematisierte Entwicklung eine Folge der technologischen Entwicklung ist. Das Internet und die dahinter stehende Technologie ermöglichen es, schneller und billiger Informationen zu produzieren und zu vermarkten als das nunmehr traditionelle Verlags- und Zeitungswesen. So wurden schon immer in der Geschichte der Industrialisierung bzw. des Kapitalismus alte Gewerbe durch neuere verdrängt, starben eines “natürlichen Todes”, wie es Adam Smith einmal bezeichnete. Oder, wie es der andere große klassische Ökonom, David Ricardo, einst festhielt: Das einzige Maß für den Wert ist die Zeit. Was er damit meinte? Je weniger Zeit (Arbeits-/Produktionsaufwand) in ein Produkt eingeht, desto niedriger wird sein Wert (=Preis). Das Internet erfüllt dieses Kriterium in steigendem Maße gegenüber dem traditionellen Zeitungswesen, das entsprechend ins Hintertreffen gerät. Das ist die ökonomische Seite des Wandels; eine Konstante in der kapitalistischen Entwicklung, die aktuell das Zeitungswesen erfasst.
Die so genannte Zeitungskrise ist aber auch eine Krise des Journalismus, eine der Ausbeutung und eine der Inhalte. Hierzu haben wir Ende vergangenen Jahres ausführlicher geschrieben und den Gegenstand daraufhin immer wieder einmal hervorgeholt. Hier einige Lesehinweise dazu:
Spiegel-Personalkarussell: In meinen Augen stach Mascolo positiv heraus
Die Eurokrise offenbart es mehr als alles andere: Wir haben auch eine schwere Krise des Journalismus
Endlich, sie ist da, die Zeitungskrise! – Oder müssen wir etwa doch noch länger warten, bis sich etwas ändert? (Teil I)
Endlich, sie ist da, die Zeitungskrise! – Oder müssen wir etwa doch noch länger warten, bis sich etwas ändert? (Teil II)
Endlich, sie ist da, die Zeitungskrise! – Oder müssen wir etwa doch noch länger warten, bis sich etwas ändert? (Teil III)
Endlich, sie ist da, die Zeitungskrise! – Oder müssen wir etwa doch noch länger warten, bis sich etwas ändert? (Teil IV und Schluss)
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