Vor zwei Tagen erst sahen wir uns gezwungen Martin Greive in der “Welt” für seine Idiotie in Sachen Konjunktur und Eurokrise zu verhauen (rein verbal natürlich nur). Heute ist im Handelsblatt das Folgende zu lesen: “Die Konjunkturerholung in der Euro-Zone hat im Oktober überraschend an Fahrt verloren.” Grundlage für den Bericht im Handelsblatt ist der Einkaufsmanagerindex. Interessanter als dieser Indikator ist jedoch die Berichterstattung selbst.
Erstens: Kann man ernsthaft von einer “Konjunkturerholung” sprechen, auch noch eine, die “Fahrt” hat, wenn die Eurozone nach sechs Quartalen sinkender Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal um 0,3 Prozent gewachsen ist (gegenüber dem Vorjahresquartal lag das Wachstum auch im zweiten Quartal mit 0,6% im Minus)? Natürlich nicht. Wenn das so ist, kann die Konjunktur aber auch nicht “an Fahrt verloren” haben.
Zweitens: Gibt es irgend ein Indiz dafür, dass die Fortsetzung der Stagnation/Rezession “überraschend” ist? Natürlich nicht. Alle Länder setzen auf staatliche Ausgabenkürzungen und Kürzungen bei Löhnen und Sozialleistungen bzw. ist, wie in Deutschland, keine Abkehr von den vorangegangen Kürzungen absehbar.
“Die Euro-Zone hatte sich erst im Frühjahr aus einer eineinhalbjährigen Dauer-Rezession gekämpft. Die Wirtschaft wuchs zwischen April und Juni um 0,3 Prozent”, schreibt ebenda das Handelsblatt weiter. Richtig ist: Die Eurozone hat sich über fünf Jahre in die Depression hineingekämpft. Und die Politik zeigt keine Einsicht.
“Auch die deutsche Wirtschaft verlor zu Herbstbeginn an Schwung”, heißt es weiter ebenda. Sind aber 0,7 Prozent Wachstum schwungvoll, nachdem auch die deutsche Wirtschaft zuvor nur Nullwachstum verzeichnete bzw. sogar schrumpfte? Das Handelsblatt aber schreibt: “Die deutsche Wirtschaft war im zweiten Quartal um kräftige 0,7 Prozent gewachsen, weil die im Winter liegen gebliebenen Arbeiten nachgeholt werden konnten.” Und macht sich lächerlich damit, und das als führende deutsche Wirtschafts- und Finanzzeitung.
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