“Eine Zinssenkung auf 0,25 Prozent erscheint selbst bei der sich vordergründig nur der Preisstabilität verpflichtet fühlenden EZB nicht unwahrscheinlich”, haben wir vorgestern geschrieben, nachdem wir unter anderem eine Einschätzung des Zinsniveaus und der Konjunktur in der Eurozone und einzelnen ausgewählten Mitgliedsländern vorgenommen hatten (siehe hier, im Abonnement). Heute hat die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins von 0,5 auf 0,25 Prozent gesenkt. Das Handelsblatt und die Frankfurter Allgemeine Zeitung mussten dagegen heute von einer “überraschenden” Zinssenkung schreiben.
Der EZB-Präsident, Mario Draghi, geht von einer anhaltend niedrigen Inflationsrate aus und begründet dies mit “the broad-based weakness of the economy and subdued monetary dynamics.” Die breit angelegte Schwäche der Wirtschaft in der europäischen Währungsunion (EWU) hält auch den EZB-Präsidenten – wie zwei Tage zuvor den EU-Wirtschaftskommissar Olli Rehn – freilich nicht davon ab, die “Krisenpolitik” unverändert für notwendig zu erachten (“…the necessary balance sheet adjustments in the public and private sectors will continue to weigh on economic activity…”) . Warum auch das jetzt noch einmal gesenkte Leitzinsniveau, so richtig die Zinsentscheidung dennoch ist, in den Krisenländern seine Wirkung verfehlen wird, haben wir ebenfalls in unserer Analyse vorgestern versucht deutlich zu machen. So bietet die heutige Leitzinssenkung dann auch nur einigen Börsenspekulanten Grund zu feiern. Der Realwirtschaft wird auch dieser Zinsschritt nicht auf die Beine helfen.
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