Wer die Deutschlandfunk-Frühinformationen hört – was ich trotz aller Kritik empfehle -, muss leider auch immer die Börse am Morgen über sich ergehen lassen. Und das gleich zweimal: um 7 Uhr 35 und um 8 Uhr 35. Wie daneben dieses Börsengeschwätz ist, hat sich erst wieder heute früh gezeigt. Der Moderator fragte den Börsen-Korrespondenten, wie es denn zu erklären sei, dass jetzt wochen-, wenn nicht monatelang Panik gemacht wurde, dass, wenn die US-Notenbank ihre “lockere Geldpolitik” aufgeben würde, die Börsen einbrechen würden. Von der Antwort des Börsen-Korrespondenten ist bei mir nur hängen geblieben, dass sie, hier im nachrichtlichen Sinne, ein echter “Leerverkauf” war. Hier werden mit drakonischen Rundfunkgebühren, die ohne Rücksicht auf die Einkommenssituation und das Nutzungsverhalten der Gebührenzahler verlangt werden, Partikularinteressen einer Minderheit bedient. Würde wenigstens auch einmal kritisch oder problemorientiert in größeren Zusammenhängen über das Börsengeschehen darin berichtet oder ergänzend ebenso regelmäßig in einer festen Rubrik über Hartz-IV-Empfänger oder Niedriglöhner bzw. den Arbeitsmarkt gesendet. Das ist für sich genommen unausgewogen und widerspricht in meinen Augen dem Gemeinwohl orientierten Programmauftrag an den Öffentlichen Rundfunk.
Die Wirtschaftsredaktion des Deutschlandfunks sendet entsprechend auch noch einmal am Mittag. Dort lässt sie wiederum regelmäßig Bankvolkswirte zu Wort kommen. Jeder, der einmal in einer volkswirtschaftlichen Abteilung einer Bank gearbeitet und darüber nicht seinen volkswirtschaftlcihen Sachverstand und seine geistige Unabhängigkeit verloren hat, weiß, wie es um die Aussagekraft dieses Berufszweigs bestellt ist. Auch das hat mit einer unabhängigen “Grundversorgung” mit Information und Bildung, wie es der Programmauftrag an den Öffentlichen Rundfunk vorsieht, in meinen Augen nichts zu tun.
Gestern nun gab es sogar ein “Erklärwerk” zur amerikanischen Notenbank. Darin kommt “Felix Lincke, Wirtschaftskorrespondent aus Frankfurt” zu Wort. Martin Krinner fragt ihn:
“Frage: In Europa ist die EZB traditionell darauf bedacht, für stabile Preise zu sorgen. Bloß keine Inflation! Sehen das die Amerikaner genauso?”
Der Wirtschaftskorrespondent aus Frankfurt antwortet (kursive Hervorhebung, T.H.):
“Also die US-Notenbank hat kein Inflationsziel wie man das bei uns kennt von etwa zwei Prozent. Dort fürchtet man die Deflation. Grundsätzlich darf die Wirtschaft dort nicht schrumpfen oder gar in eine Abwärtsspirale geraten, das ist die große Angst. Um die eigene Währung, den Dollar, macht man sich weniger Sorgen. Das heißt, die Bank selbst versucht, die Wirtschaft am Laufen zu halten, die Konjunktur zu stützen durch niedrige Zinsen, und nimmt eine gewisse Inflation dabei durchaus in Kauf.”
Das aber ist nicht richtig…Die Deutschlandfunk-Wirtschaftsredaktion ist irgendwie putzig – aber leider informiert sie auch falsch, selbst im so genannten Erklärwerk (vollständiger Beitrag nur im Abonnement)
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