Sie alle stehen früh auf, ich sehe sie, früh morgens, den Bauarbeiter, der oben im Gebälk steht, das heutzutage zumeist aus Stahl und Beton ist, die Taxifahrer, die an mir vorbeirauschen, die Reinungskräfte, die zu Fuß und im kreischenden Kehrauto unterwegs sind. Auch am Sonnabend. Eine dieser Reinigungskräfte spreche ich an:
“Was wünschen Sie sich zu Weihnachten oder generell?” “Nicht mehr arbeiten zu müssen! Jeden Morgen um 4 Uhr 45 aufstehen. Im Sommer geht es ja noch. Da macht es sogar Spaß. Es ist hell und warm. Aber diese dunkle, kalte Jahreszeit.” Ob er denn wenigstens fest angestellt sei, frage ich ihn. Ja, antwortet er. Auf seiner Mütze prangt BSR. Berliner Stadtreinigung.
Ich gehe weiter und treffe auf eine junge Frau, die vor einem Café die Zigarettenstumpen aufkehrt und die Stühle zurechtrückt. “Und was wünschen Sie sich zu Weihnachten?”, frage ich sie. “Ach, gar nichts Besonderes. Klamotten. Einen Laptop hätte ich mir gern gewünscht, aber das habe ich mich nicht getraut. Ich muss erstmal Geschenke einpacken. Ich habe jetzt glaube ich 14 oder 15 Stück für Mama.” Auch sie frage ich, ob sie fest eingestellt ist. “Nein”, antwortet sie. “Das wird man erst nach einem Jahr.” Ihr Stundenlohn liegt bei acht Euro.
Sie alle sind für mich die wahren Weltverbesserer. Was heißt für mich. Sie sind es für alle, für die ganze Welt eben. Nur, dass sie die meisten nicht zu Gesicht bekommen. Vielleicht wollen sie es auch nicht wahrhaben. Halten sich viele doch selbst für viel bedeutender. Sie sind es aber nicht. Ganz gewiss nicht.
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