Konjunktur/Deutschland: Deutschland auch im Oktober keine “Konjunkturlokomotive”

Erst vor drei Tagen hatten wir die Quartalsdaten des Statistischen Bundesamts zum Anlass genommen, ein weiteres Mal die Mär über Deutschland als “Konjunkturlokomotive” zu widerlegen. Der diesbezügliche Grundsatz lautet: Solange Deutschlands Exporte schneller wachsen als die Importe, zieht Deutschland nicht die Konjunktur der übrigen Welt, sondern lässt sich von ihr ziehen. Das gilt umso mehr bei hohen Exportüberschüssen. Was die Exporte anbelangt, hat Deutschland im zurückliegenden Oktober laut einer heutigen Meldung des Statistischen Bundesamts ein weiteres Mal alle Rekorde gebrochen und noch nie zuvor in einem Monat soviel exportiert. Während die Exporte im Oktober nach vorläufigen Berechnungen gegenüber Vorjahr um 0,6 Prozent zulegten, sanken die Importe um 1,6 Prozent. Nun ist das Ergebnis aus einem Monat nicht eben besonders aussagekräftig. Die Entwicklung im Zeitraum Januar bis Oktober gegenüber Vorjahr bestätigt jedoch ein weiteres Mal, dass es um die deutsche Konjunktur nicht so gut bestellt sein kann, wie Politik und Medien und selbst Wirtschaftsforschungsinstitute glauben machen wollen.

So sind die Exporte in den ersten zehn Monaten des Jahres gegenüber Vorjahr zwar sogar leicht rückläufig (-0,7%), deutlich stärker gesunken sind jedoch die Importe (-1,5%). Nach vorläufigen Berechnungen der Bundesbank fällt der Leistungsbilanzüberschuss im selben Zeitraum noch einmal deutlich höher (154,5 Mrd. Euro) aus als im Vorjahr (149 Mrd. Euro).

Die Einfuhren aus der Eurozone sind ebenfalls gesunken (-0,4%). Dass die Ausfuhren in die Eurozone noch deutlicher gesunken sind (-1,8%), liegt an der Politik und der ihr folgenden tiefen Rezession in jenen Ländern, die nicht zuletzt vor allem der deutschen Wirtschaftsideologie geschuldet ist. Bei einer negativen Wachstumsrate der Einfuhren aus der Eurozone, kann Deutschland jedenfalls niemals Konjunkturlokomotive für die Eurozone sein. Dass der deutsche Journalismus solch gelagerte Aussagen der Politik immer wieder durchgehen lässt und auch noch selbst an der Legende einer deutschen Konjunkturlokomotive mitstrickt, ist ein politisches und journalistisches Armutszeugnis.

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