Eurokrise: Auf Halde

Das europäische Amt für Statistik, Eurostat, meldet heute, dass die Investitionsquote (Bruttoanlageinvestitionen/Bruttowertschöpfung) der Unternehmen außerhalb des Finanzsektors, der Realwirtschaft also, im Euroraum saisonbereinigt im dritten Quartal des vergangenen Jahres auf 19 Prozent gesunken ist (Ursprungswert: 18,4%). Zwar sei die Bruttowertschöpfung um 0,4 Prozent gegenüber Vorquartal gestiegen. Die Bruttoanlageinvestitionen aber sanken um 0,9 Prozent. Die dazu ausgewiesene Graphik von Eurostat zeigt, dass sich die Investionen auch im fünften Jahr nach Ausbruch der Finanz- und Eurokrise nicht nur immer noch nicht wieder erholt, sondern einen erneuten Tiefstand erreicht haben.

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Bei nur marginal steigenden Arbeitnehmerentgelten (Löhne und Sozialbeiträge, nominal) nahmen die Lagerbestände zu. Galant umkreist die Statistikbehörde das offensichtliche Nachfrageproblem mit dieser Umschreibung: “Die Gewinnquote stieg im Euroraum, da die Wertschöpfung (+0,4%) schneller stieg als Arbeitnehmerentgelte
(Löhne und Sozialbeiträge) und Produktionsabgaben abzüglich sonstiger Subventionen (+0,1%).” Liest bzw. denkt man die Erhöhung der Lagerbestände in diesem Satz mit, dann wird zum einen deutlich, warum die Lagerbestände steigen (weil die Arbeitnehmerentgelte schwächer zulegen) und warum die Investitionen zurückgehen (wenn sich die mit dem bestehenden Kapitalstock produzierte Produktion schon jetzt nicht absetzen lässt, warum dann noch mit Bruttoanlageinvestitionen den Kapitalstock erweitern?).

So versucht der Euroraum auch weiterhin vergeblich “aus der Krise herauszuschrumpfen”, genau so, wie es beispielsweise der “Ökonom” eines der “führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute”, Klaus Abberger vom Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung, am 13. Oktober 2011 in der Bundespressekonferenz für notwendig erachtete. Klaus Abberger am 13. Oktober 2011: “Leider muss es wohl so sein, dass Griechenland aus der Krise heraus schrumpfen muss.” Kann die herrschende Wirtschaftsleere (kein Schreibfehler) gründlicher widerlegt werden, als mit der offiziellen Statistik. Ich denke nicht. Stören wird es einen Ideologen wie Abberger nicht. Wir werden ihn und seine Kollegen wohl weiter mit unseren Steuergeldern aushalten müssen und die Menschen in den betroffenen Länder wie im Euroraum insgesamt weiter unter ihnen leiden.

Siehe jetzt auch unsere Statistik des Tages: Statistik des Tages/Eurokrise: Unternehmen der Realwirtschaft in der EWU deinvestieren durchgängig seit fast zwei Jahren

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Ihr Florian Mahler

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