Transport: In Österreich entfällt viel höherer Frachtanteil auf den Schienenverkehr als in Deutschland

Das europäische Amt für Statistik veröffentlicht regelmäßig ausführlichere Beiträge zu statistischen Erhebungen in Europa. Gestern hat es auf eine interessante Statistik zur aufmerksam gemacht, die ausweist zu welchen Teilen der Transport auf die Schiene, die Binnenschifffahrt und die Straße entfällt. Ins Auge springt dabei vor allem, dass von zwei Ländern mit vergleichbaren Entwicklungsniveaus und engen Wirtschaftsverbindungen, Deutschland und Österreich, in Österreich mit 33,3 Prozent ein deutlich höherer Anteil des Transports auf die Schiene entfällt als in Deutschland, wo nur 19,7 Prozent der Fracht über die Schiene transportiert werden.

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Hinzu kommt, dass sich dieser Anteil laut Eurostat seit 2008 (19,6%) praktisch nicht verändert hat. Das gilt allerdings auch für Österreich.

Man stelle sich einmal vor, das Geld für die berühmte Abwrackprämie wäre in der Krise zur Ausbesserung und Modernisierung des integrierten Schienen-Fracht-Verkehrs ausgegeben worden oder in diesen Infrastrukturzweig zusätzlich investiert worden.

So regelmäßig man darüber hinaus von der Deutschen Bahn über Fahrpreiserhöhungen erfährt, so wenig erfährt man über Investitionen in und Planung zum Ausbau des Schienenfrachtverkehrs.

Allianz pro Schiene hat vergangenen Sommer auf Basis von offiziellen Statistiken darauf verwiesen, dass Deutschland bei den Investitionen in die Schiene im Vergleich zu Österreich und anderen europäischen Ländern weit abgeschlagen liegt.

Das Bundesverkehrsministerium selbst hat im Februar 2012 festgestellt: “Schwerpunkt (600 Mio.) der zusätzlichen Investitionen ist die Straße als Verkehrsträger Nummer 1.”

Und die im Vergleich dazu sehr gering ausfallenden 100 Mio. Euro für die Schiene, waren wiederum vor allem für den Personenverkehr ausgelegt:

“Auf die Schiene entfällt ein Plus von 100 Millionen Euro. Das Geld soll vor allem für die Modernisierung von Personenbahnhöfen eingesetzt werden. Zu den Maßnahmen gehören Barrierefreiheit, Modernisierung von Bahnsteigen oder Verbesserung des Wetterschutzes.”

Das DIW hat im vergangenen Jahr darauf verwiesen:

“Die zeitliche Entwicklung sowohl des Anlagevermögens als monetärer Größe als auch des technischen Zustandes der Verkehrsinfrastruktur zeigen, dass die  Investitionstätigkeit in den letzten Jahren nicht ausreichte, um die Infrastruktur auf dem gewünschten Qualitätsniveau zu erhalten…Außerdem hat sich der  Erhaltungszustand der Infrastruktur deutlich verschlechtert.”

Davor hat das DIW die Politik nach eigenen Angaben bereist 2001 gewarnt.

Ebenfalls zum Ende vergangenen Jahres hat auch der Vorstandsvorsitzende der Bahn auf einen Investitionsrückstand von 30 Mrd. Euro beim Schienverkehr verwiesen. Ein Konzept oder eine Vision, wie die Schiene neben dem bloßen Erhalt zu einem Verkehrsmittel der Zukunft, auch für den Frachtverkehr, ausgebaut werden kann, lässt sich seinen Worten allerdings nicht entnehmen. Im selben Monat November folgten dann Warnungen der Bahn vor einem Kollaps im Schienennetz.

Im Koalitionsvertrag heißt es zu diesem Problemkreis vage:

“Neben einem erhöhten Investitionsniveau werden wir für einen sachgerechten Planungsvorrat sorgen, der einen Aus- und Neubau wichtiger Schienenverkehrsverbindungen sichert.”

Es wird interessant, wie die neue Bundesregierung diese Zielsetzung konkretisieren wird.

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