In einer eigenen Rubrik “Pflichtlektüre” wollen wir zukünftig auf Veröffentlichungen hinweisen, die unserer Meinung nach besondere Aufmerksamkeit verdienen. Heute ist es der gestern erschienene Jahresbericht der United Nations Assistance Mission in Afghanistan (UNAMA).
In unserer Statistik des Tages haben wir gestern bereits darauf aufmerksam gemacht, dass laut diesem Bericht erneut viele tausend Zivilisten getötet und verletzt wurden – deutlich mehr Tote als im Jahr zuvor, deutlich mehr Verletzte als in den Jahren seit 2009. Den Bericht zeichnet unter anderem aus, dass er deutlich macht, dass hinter jeder einzelnen Zahl, hinter jeder einzelnen Ziffer ein zerstörtes Menschenleben steht, indem er unter anderem Betroffene und Hinterbliebene zu Wort kommen lässt.
Die UNAMA stellt darüber hinaus fest: “UNAMA hat beobachtet, dass 2013 das schlimmste Jahr für afghanische Frauen, Mädchen und Jungen seit 2009 war mit der höchsten Zahl an getöteten und verletzten Frauen und Kindern.” (UNAMA observed that 2013 was the worst year for Afghan women, girls and boys since 2009 with the highest recorded number of women and children’s deaths and injuries.)
Hunderte Zivilisten wurde dabei erneut auch von internationalen Einsatzkräften ermordet, davon 19 Prozent durch Luftangriffe. Was das konkret bedeutet, zeigt die Aussage eines Arztes über ein vierjähriges Mädchen, das nach einem Luftangriff in ein Krankenhaus gebracht wurde – fast ohne Gesicht, beide Augen verloren, unverbunden, mit sehr ernsten Verletzungen auch an den Armen; sie wird vielleicht eine Hand verlieren; ihre gesamte Familie wurde getötet, als das Fahrzeug, in dem sie fuhren, bei einem Luftangriff bombardiert wurde.
Liest man den Bericht kommt man zu dem Schluss, dass Afghanistan einem Schlachtfeld gleicht. Frieden hat die Bundeswehr, haben die internationalen Einsatzkräfte Afghanistan auch nach 13 Jahren “Operation andauernde Freiheit” nicht gebracht. Was hätten wohl deutsche Entwicklungshelfer mit den Milliarden, die den Militäreinsatz finanzierten und finanzieren, für die Afghanen und den Frieden in der Region und darüber hinaus leisten können? Was könnten diese Milliarden wohl zukünftig leisten, würden sie in Afghanistan, Mali und anderswo nicht für Militär, sondern für Entwicklungshilfe und politische Diplomatie ausgegeben?
Vor diesem Hintergrund sind Bundespräsident Joachim Gauck, Frank-Walter Steinmeier und Ursula von der Leyen eine Schande für Deutschland. Sie haben für die militärische Option in Afghanistan gestimmt, also mit gemordet, das Leben von Frauen, Kindern, Männern, auch deutschen Soldaten zerstört. Sie wollen weiter morden, weil, wie Steinmeier erst vor wenigen Tagen auf der “Sicherheitskonferenz” meinte, “Deutschland eigentlich zu groß (ist), um Weltpolitik nur von der Außenlinie zu kommentieren” oder, wie Gauck ebenda phantasierte: “Eines haben wir gerade in Afghanistan gelernt: Der Einsatz der Bundeswehr war notwendig…”, oder, wie von der Leyen ebenda der militärischen Option das Wort redete: “Gleichgültigkeit ist keine Option.” Für mich sind sie schlimme Kriegstreiber, Mörder. Ihnen sei die Lektüre, die jeden Menschen betroffen machen muss, ob der Opfer, der rohen Gewalt, der kalten Kriegstechnik und ob dem Wandel in der deutschen Außenpolitik, besonders empfohlen. Sie sind die wahren Gleichgültigen: Gleichgültig gegenüber den zerstörten Menschenleben, darunter auch deutsche Soldaten, gleichgültig gegenüber politischen, gewaltfreien Alternativen, gleichgültig gegenüber der deutschen Rolle als weltweit drittgrößter Waffenexporteur, die sie auch noch, wie zuletzt Gabriel, mit dem Erhalt von Arbeitsplätzen zu rechtfertigen suchen und damit Menschenleben gegen Arbeitsplätze ausspielen (Gabriel: “Der Auftrag trägt in erheblichem Maße zum Erhalt von Arbeitsplätzen an den Standorten der Werft und bei ihren Zulieferern bei.“). Sie sind eine Schande für Deutschland!
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