Ukraine/Sabine Adler/Deutschlandfunk: Deutschlandfunk-Moderator bringt mit einer einzigen Frage Licht ins Dunkel

Journalismus oder Propaganda, solide recherchiert oder mediale Stimmungsmache? Diese Frage stellte sich, die Berichterstattung über die Entwicklung in der Ukraine betreffend, in den vergangenen Tagen unter anderem durch einen kritischen Bericht im Guardian und auf den . Aber auch das Bauchgefühl und der gesunde Menschenverstand verursachen seit Monaten Unbehagen beim Verfolgen der Nachrichten, Hintergrundsendungen, Interviews zu diesem Thema. Heute früh nun, wurde dieses Unbehagen durch ein besonderes Ereignis bestätigt. Deutschlandfunk-Moderator Dirk Müller interviewte seine Kollegin Sabine Adler, die seit Monaten regelmäßig und ausführlich aus der Ukraine berichtet. Müller ließ Adler zunächst weit ausholen. Dann aber stellte er ihr die naheliegende Frage, die Adler hörbar durcheinanderbrachte und ihre Berichterstattung an journalistischen Maßstäben gemessen komplett in Frage stellt.

Und das ist sie, die entscheidende Frage, die Dirk Müller heute früh an Sabine Adler richtete:

“Für Sie ist das ganze eindeutig, es gibt keine Gegenseite?”

Sabine Adler: “Es gibt, ähm, also, es ist nicht eindeutig, denn man weiß nicht, wer eigentlich in wessen Auftrag da ganz genau agiert. Natürlich, ähm, sind diese Männer ja nicht dingfest gemacht worden, also, Angreifer, diejenigen, die auch Bulatow überfallen haben, gekidnapt haben, sind ja noch nicht ausgemacht. Man stochert im Nebel und kann eigentlich nur mutmaßen, wer hat das größte Interesse daran. Da wird immer wieder gesagt, ähm, das allergrößte Interesse an Unruhen hat angeblich Russland. Und deshalb traut man der russischen Seite zu, hier mit Provokateuren auch zu arbeiten. Ein anderes Interesse könnte der ukrainische Präsident haben, der eben ein Vertreter der Denkweise ist oder der Denkschule ist, dass nur mit Gewalt und Macht Ruhe im Land hergestellt werden kann. Dass nun ausgerechnet die Regierungsgegner ein Interesse an Terror haben, das ist, äh, wenig wahrscheinlich. Aber es gibt eine andere Kraft, nämlich den so genannten rechten Sektor unter den Regierungsgegnern, die sagen, das dauert hier alles viel zu lange, wir kommen überhaupt zu keiner Lösung, und deshalb müssen wir die Situation anheizen, wir müssen forcieren und, äh, zur Not eben auch mit Gewalt unsere Aktivisten aus den Gefängnissen rausholen. Ob die jetzt tatsächlich zu solcher Gewalt gegen die eigenen Leute greifen, das finde ich ist echt die große Frage.”

Dieser großen Frage ist Sabine Adler offensichtlich noch nicht nachgegangen. Warum nicht, zeigt eventuell ihre vorangestellte Berichterstattung. Für sie gibt es nämlich nur einen Bösewicht, oder zwei: Janukowitsch und Russland.

Janukowitsch, so Adler, “macht Politik. Und die ist ganz besonders schrecklich und grausam. Denn er orchestriert im Hintergrund – angeblich ist er ja krank -, aber im Hintergrund orchestriert er geradezu eine Terrorwelle gegen die Regierungskritiker, gegen Maidan-Aktivisten. Und das ist spürbar wirklich im ganzen Land…”

Wie aber “spürt” Adler? Hätte Müller sie nicht gefragt, hätten die Zuhörer des Deutschlandfunks nicht erfahren, dass dies alles – wie Adler dann selbst eingesteht – Mutmaßungen, dass das alles nur “Stochern im Nebel” ist. Denn vorher klang bei Adler alles wie Gewissheiten. Das, was Adler als “so genannten rechten Sektor” bezeichnet bzw. verharmlost, beschreiben Seumas Milne vom Guardian als “far-right nationalists and fascists” “at the heart of the protests” und als Rechtsradikale. Darüber erfährt der Deutschlandfunk-Hörer nichts. Damit wäre die eingangs von uns gestellte Frage hinreichend beantwortet.

Hier das ganze Interview zum Nachhören: Lage in der Ukraine

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