Das ist natürlich ein Blickfang: “Finanzkrieg löst in Russland eine Kauf-Panik aus“, haben Eduard Steiner und Holger Zschäpitz ihren Beitrag auf Welt online überschrieben. Glaubt man ihnen, ist der russische Konsument in Panik und hortet Waren, ist im Kaufrausch, trotz sinkender Einkommen. Laut ihrer Graphik berufen sie sich dabei auf Zahlen des russischen Amts für Statistik, Federal Statistics Service (FSS) und Bloomberg. In bestem “Welt”-Deutsch heißt es unter der Graphik: “Der Einkommen entwickelten sich so schlecht wie seit Jahren nicht mehr.” Die Graphik bildet zum einen die “Entwicklung der verfügbaren Einkommen” ab und zum anderen – allein diese Größe war mir bisher kein Begriff – die “Entwicklung der verfügbaren Einzelhandelsumsätze”. Was sind “verfügbare” Einzelhandelsumsätze? Während laut dieser Graphik die Einzelhandelsumsätze um vier Prozent gegenüber Vorjahr gestiegen sind (was natürlich im Vergleich zur mageren bzw. negativen Entwicklung der Einzelhandelsumsätze in Deutschland dem Journalisten von “Welt” gleich als “Kauf-Panik” erscheinen muss), sind die verfügbaren Einkommen um 6,8 Prozent eingebrochen. Zschäpitz und Steiner versetzt das in eine schrille Tonlage, die mich an frühere Wochenschauen erinnert:
“Während der Westen im Streit mit Russland noch nach Sanktionsmöglichkeiten ringt, schafft die russische Bevölkerung bereits Tatsachen – und stürmt die Geschäfte. Die Menschen im Riesenreich bekommen bereits die Folgen der angedrohten Sanktionen zu spüren. Sie erleben, wie ihr Geld Tag für Tag weniger Wert ist. Die Unsicherheit durch den Ukraine-Konflikt schürt die Kaufpanik der Russen zusätzlich.”
Die Zahlen, auf die die beiden Autoren verweisen, sollen dabei laut Text die Entwicklung im Monat März wiedergeben. Geht man jedoch auf die Seite der FSS…Kriegsgeschrei in “Die Welt”: Vor lauter “Finanzkrieg”-Taumel können Zschäpitz und Steiner keine Statistiken mehr lesen (vollständiger Beitrag nur im Abonnement)
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