Das jüngste PISA-Ergebnis brachte es gestern an den Tag: 20 Prozent deutscher Schülerinnen und Schüler scheitern an Alltagsproblemen. So berichteten die einschlägigen Nachrichten über den gestern von der OECD veröffentlichten fünften Band der Auswertung der PISA-Tests. Er zeigt laut OECD, “inwiefern 15-jährige Schülerinnen und Schüler in der Lage sind, Problemsituationen zu verstehen und zu lösen, in denen die Lösungsmethoden nicht unmittelbar auf der Hand liegen”. Während die deutschen Schülerinnen und Schüler zwar besser abschneiden als der OECD-Durchschnitt, jedoch schlechter als die Schülerinnen und Schüler in Australien, Kanada, Finnland und den meisten asiatischen Staaten, wurde ein wichtiger Sachverhalt in der Berichterstattung übersehen.
Deutlich besser schnitten die deutschen Schülerinnen und Schüler nämlich im Vergleich zu den Mitgliedern des Deutschen Bundestages ab. So haben die an der Bundesregierung beteiligten Bundestagsabgeordneten von CDU/CSU und SPD gerade gestern erneut bewiesen, dass sie nicht in der Lage sind, die der Forderung eines flächendeckenden Mindestlohns zugrundeliegende Problemsituation zu verstehen und zu lösen. Dabei hatten sie dafür deutlich mehr Zeit als die Schülerinnen und Schüler zur Lösung der ihnen gestellten Probleme. Stattdessen haben sich die Mitglieder der Bundesregierung darauf verständigt, ein Ausbeutungsgesetz für Langzeitarbeitslose und Praktikanten zu verabschieden und noch dazu eine Mindestlohnhöhe festgelegt, die erst 2017 flächendeckend gültig sein soll (mit weiten Ausnahmereglungen), aber heute schon nicht die Existenz sichert.
Das schlechte Abschneiden der Bundestagsabgeordneten erstreckt sich dabei nicht erst seit heute über alle Politikbereiche und ist auch nicht auf die Regierungsparteien begrenzt. Anders als bei den deutschen Schülerinnen und Schülern ist auch keine Besserung in Sicht. Im Gegenteil. Unseren Ergebnissen nach scheitern rund 99 Prozent der Bundestagsabgeordneten an Alltagsproblemen und sind nicht in der Lage, nach den Vorgaben der OECD “Problemsituationen zu verstehen und zu lösen, in denen die Lösungsmethoden nicht unmittelbar auf der Hand liegen”. Schlimmer noch: 99 Prozent der Bundestagsabgeordneten sind dies auch nicht, selbst wenn die Lösungsmethoden unmittelbar auf der Hand liegen.
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