Heute jährt sich der Genozid in Ruanda zum 20. Mal. Ich erinnere mich noch an ein kurzes Zusammentreffen mit Paul Kagame an der London School of Economics, vielleicht ein, zwei Jahre nach dem Völkermord. Ein bekannter Jurist aus Tanzania hatte mich zu einer Konferenz eingeladen, damit ich den mittlerweile verstorbenen Abdulrahman Mohamed Babu kennenlerne, auf dessen Buch “African Socialism or Socialist Africa” ich in Dar es Salaam gestoßen und von dessen klarer Analyse ich angetan war. Das Interessante und Zeitlose an dem Buch ist nicht der ideologische Standpunkt, sondern der theoretische Zugang, der für die ökonomische Ausgangslage zur Zeit der ökonomischen Klassik, vor allem für David Ricardo, genauso bestimmend war, wie später für die Industrialisierungsdebatte in der damaligen Sowjetunion in den 1920er Jahren und wie vorher für den Streit zwischen Merkantilisten und Physiokraten in Frankreich.
Wir haben die Situation Ruandas zuletzt in einem allgemeinen Artikel zur Nahrungsmittelkrise gestreift. Vor diesem Hintergrund wurde ich hellhörig, als der geschätzte Rupert Neudeck vor wenigen Tagen dem Deutschlandfunk ein Interview gab und sagte: “Wir wissen heute genau, dass die Hutus die Bauern sind und dass die Tutsis die Viehzüchter und die Adeligen waren. Das waren, marxistisch würde man sagen, zwei Klassen innerhalb der Gesellschaft. Das hat sich dann so ausdifferenziert, dass es einen Kampf der Ethnien gab, der zum Bürgerkrieg ausgeartet ist und dann zum Völkermord.” In diesen in meinen Augen äußerst bemerkenswerten Sätzen steckt nicht nur Potenzial zur Erklärung der Vergangenheit, sondern auch zur Bestimmung der – neben der Fortsetzung des Versöhnungsprozesses – vielleicht größten ökonomischen Herausforderung für Ruanda, aber sicherlich nicht nur für Ruanda, sondern für viele Länder, gerade auf dem afrikanischen Kontinent. Die folgende Graphik soll diese große Herausforderung veranschaulichen. Sie erlaubt auch eine Einschätzung der aktuellen Aussagen, die beispielsweise der deutsche Außenminister zu Ruanda getroffen hat…Ruanda: Die große Herausforderung (vollständiger Beitrag nur im Abonnement)
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Alltag im Regierungsviertel