Pflichtlektüre: Warum die Jugendarbeitslosigkeit nicht losgelöst von der Arbeitslosigkeit insgesamt zu betrachten und zu überwinden ist

Die Notenbank St. Louis, USA, hat eine kluge Analyse über die Jugendarbeitslosigkeit in den USA und in Europa vorgelegt. Wir haben immer wieder begründet, warum es falsch ist, allein auf die Jugendarbeitslosigkeit abzustellen, wie es PolitikerInnen in Deutschland und in Europa tun. Einmal ganz abgesehen davon, dass dies nur von der gesamten Dimension der Arbeitslosigkeit ablenkt, haben die Verantwortlichen in Europa bis heute kein schlüssiges Konzept zur Senkung der Arbeitslosigkeit vorgelegt, noch irgendwelche Erfolge zu verzeichnen. Im Gegenteil: Die Austeritätspolitik, die die Ursachen für Arbeitslosigkeit vor allem “strukturellen Gründen” zuschreibt, trägt mit staatlichen Ausgabenkürzungen, Lohnsenkungen und Massenentlassungen weiterhin zu einem schwachen oder negativen Wirtschaftswachstum bei, so dass die Arbeitslosigkeit auf hohem Niveau verharrt. Die amerikanische Notenbank St. Louis erklärt nun, warum die Jugendarbeitslosigkeit nicht nur an erster Stelle der Konjunktur geschuldet ist, sondern auch, warum Jugendarbeitslosigkeit eng an die Arbeitslosigkeit insgesamt gebunden ist. Auffallend ist zudem – wir stellen das nicht zum ersten Mal fest (siehe hierzu zuletzt ausführlich hier [vollständiger Beitrag nur im Abonnement]) –, dass die Notenbanker in den USA der Arbeitslosigkeit hohe Bedeutung beimessen und deren Ursachen analysieren. Wir können dies im Fall der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht feststellen.

Gleich im ersten Satz stellt die Analyse den Bezug zwischen steigender Arbeitslosigkeit und der Konjunktur her:

“In a recession, the youth unemployment rate often rises more sharply and recovers more slowly than the average unemployment rate.” (Übersetzung, T.H.: In der Rezession steigt die Jugendarbeitslosigkeit häufig stärker und erholt sich langsamer als die durchschnittliche Arbeitslosenquote.)

Warum dies so ist, schreibt die Notenbank unter anderem den folgenden Ursachen zu:

“Several factors may explain the steep rise and slow recovery in youth unemployment in the U.S. When the recovery began, the large pool of unemployed, experienced workers may have been more attractive to employers, crowding out the younger applicants. Workers younger than 25 also have less education than older workers, and less-educated workers have higher unemployment rates. Educated workers offer more general skills, which make them more valuable to a wider range of employers. In addition, young workers require more training, which makes them less attractive to hire. When per-worker profit margins are low, such as in a recession, the cost of training only makes those margins tighter. This is also consistent with the education gap: More-educated workers provide more general skills; so, the value of these workers to an employer comes relatively less from the specific training they get on the job. Before employers were sure of the recovery, they may have been reluctant to hire young workers who require more training.”

Wenn das so ist, und die Begründung erscheint mir absolut schlüssig, wenn also erfahrene Arbeitnehmer interessanter für Arbeitgeber sind als weniger erfahrene oder noch gar nicht erfahrene jugendliche Arbeitnehmer, dann sollte dies die Verantwortlichen dazu veranlassen, die Arbeitslosigkeit insgesamt in Angriff zu nehmen und Jugendarbeitslosigkeit nicht isoliert zu betrachten. Denn umso schneller ein kräftigeres Wirtschaftswachstum hilft, die Arbeitslosigkeit insgesamt zu senken, umso schneller kommen schließlich auch jugendliche Arbeitnehmer wieder in Beschäftigung.

Unsere Pflichtlektüre: James D. Eubanks and David G. Wiczer, Youth Unemployment Notably High in Southern Europe, Federal Reserve Bank of St. Louis

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