Pflichtlektüre/Einkommensverteilung: Vergesst Thomas Piketty! Lest Fabrizio Perry (FED, Minneapolis)!

Der französische Ökonom Thomas Piketty hat es mit seinem jüngsten Werk zu Weltruhm gebracht. Von links bis rechts schwärmt alles von der “neuen Bibel der Umverteilungspolitiker“. Jetzt hat Fabrizio Perry, Monetary Advisor bei der amerikanischen Notenbank Fed in Minneapolis jedoch eine Analyse vorgelegt, die nicht nur aufgrund der empirisch fundierten Zusammenhänge überzeugt, sondern auch Defizite der Methode Pikettys aufdeckt.

Anders als Piketty betrachtet Perry nicht allein die “Markteinkommen” verschiedener Einkommensgruppen, sondern auch die verfügbaren Einkommen nach Subventionierung und Besteuerung durch den Staat.

Das ist jedoch nicht der einzige Unterschied, der seine Analyse von der Pikettys unterscheidet. Piketty konzentriert sich auf “Steuergruppen” (zum Beispiel Verheiratete, Ledige). Perry untersucht nach Haushaltsgrößen und verweist darauf, dass es einen signifikanten Anstieg bei den Haushalten gegeben habe, in denen Erwachsene zusammenleben und ihre Einkommen teilen, aber nicht verheiratet sind. Diese als separate Steuergruppen zu behandeln tendiere dahin, den wirklichen Anstieg der Ungleichverteilung zu überschätzen (“…there has been a significant increase in the fraction of households in which adult members live together [and share resources] but are not married. Treating adult members of these households as separate tax units tends to overstate the true increase in inequality of resources…”).

Außerdem würde sich Piketty auf die absolute Einkommensspitze im Vergleich zum Rest der Bevölkerung konzentrieren. Perry dagegen nimmt differenziertere Gruppierungen vor. Und ist dabei sehr überzeugend, auch, weil er die Umverteilungswirkung durch staatliche Eingriffe berücksichtigt.

Interessant auch, dass er die Entwicklung nach Perioden vor, in und nach Rezessionen untersucht und die Rückwirkung der Einkommensverteilung auf die konjunkturelle Entwicklung.

Die Analyse ist zudem in einer phantastisch klaren, allgemeinverständlichen Sprache gehalten. Daher unsere Pflichtlektüre.

Fabrizio Perry, Inequality, Recessions and Recoveries, 30. April 2014

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