Das hat noch gefehlt: So genannte Intellektuelle schreiben einen Aufruf für Jean-Claude Juncker als Chef der EU-Kommission. Darunter die Ökonomen Hans-Werner Sinn und Gustav Horn und der Philosoph Jürgen Habermas (zu Habermas Verständnis von Europas Krise siehe zuletzt hier). Und sie haben sich beim Verfassen und Unterzeichnen dieses Aufrufs sicherlich unheimlich erhaben gefühlt, der Demokratie einen bedeutenden Dienst erwiesen zu haben. Es ist aber einfach nur erbärmlich.
Juncker hat die soziale Katastrophe, die sich in Griechenland, Spanien, Portugal, Italien, Irland, in der Europäischen Währungsunion insgesamt abspielt, über Jahre in führender Funktion mit verantwortet. Er war von 2005 bis 2013 Vorsitzender der Euro-Gruppe. Anstatt die Bedingungen zu benennen, die zur Überwindung der Massenarbeitslosigkeit beitragen können, die jenes erschreckende Europawahlergebnis hervorgebracht hat (niedrige Wahlbeteiligung; Erfolge rechtsextremer Parteien), ja, auch beherzt darüber zu streiten, sich auseinanderzusetzen, verirren sich die Damen und Herren Ökonomen, Philosophen und Juristen im Dickicht der Parteien und Institutionen, auf die sie ohnehin keinen Einfluss haben. Über die ökonomische und soziale Lage verlieren sie kein Wort. Das ist nicht nur lächerlich, das ist auch eine intellektuelle und moralische Bankrotterklärung.
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